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Seit wenigen Tagen ist das Leben ein klein wenig lebensgefährlicher als sonst. Denn in Deutschland geht unter maximaler Aufregung ein Keim um, der nun unhygienischen Gurken angelastet wird, die den langen Weg aus Spanien in den deutschen Norden geschafft haben und dort zu schweren Durchfällen führen.
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Es ist dabei wie immer das bekannte Muster der medialen Hysterie des Boulevards, der, anstatt hilfreich zu erklären und die Dinge ins rechte Licht zu rücken, in erster Linie an der Ausschlachtung einer Katastrophe interessiert ist. Wer erinnert sich nicht an BSE, das uns kurzfristig das Rindfleisch vergällte, die Salmonellen, die uns Eier nur mehr mit schlechtem Gewissen genießen lassen. Aber auch Legionellen aus abgestandenem Wasser oder Botulismus aus der Konservendose kann einem schon einmal den Appetit verderben.
Ganz rasch ist in solchen Fällen das Wort "Killer-" vor wahlweise Bakterien, Viren oder allerlei anderes übles Getier gesetzt. Das verkauft sich gut, Angst am Cover - das zieht immer. Versucht sich jemand aus der Meute auszuklinken, wird er vom Konsumenten abgestraft. Lustvoll wird stets die maximal zugespitzte Variante konsumiert, vielleicht um sicherzugehen, dass hier ja nichts beschönigt oder verheimlicht wurde. Die Lust an der Katstrophe ist nicht zu stoppen. Nicht einmal durch einen Killer-Keim.