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Martin Luther hat das Neue Testament in elf Wochen übersetzt. Die Lutherbibel, wie sie von Anfang an hieß, war ein großer medialer und wirtschaftlicher Erfolg. Die Qualität der Übersetzung und die schnelle Verbreitung durch den damals neu erfundenen Buchdruck machten sie in Deutschland zu einem Volksbuch, das die Reformation wesentlich vorantrieb.
Nachdem sich im Lauf des 16. Jahrhunderts die protestantische Lehre auch in Wien wahrscheinlich bei der Mehrheit der Bevölkerung durchgesetzt hatte, blieben im Heiligen Römischen Reich schließlich die habsburgischen Erbländer und Bayern katholisch.
Zur Zeit des Bekanntwerdens der Thesen Luthers waren die Voraussetzungen für die Verbreitung der neuen Lehre in Wien günstig. Schon in den Jahren zuvor wurde immer wieder Kritik an den Missständen der Kirche geäußert. 1492 musste Dr. Johannes Kaltenmarkter, bischöflich-passauischer Offizial in Österreich unter der Enns, seine Kritik an Mönchstum und Ablass öffentlich widerrufen, doch 1508 predigten Pfarrer und Kooperator an der Michaelerkirche im Sinn Kaltenmarkters.
Die Türkengefahr und die Belagerung Wiens 1529 nötigten den Landesfürsten zur Zurückhaltung gegenüber dem Protestantismus, der sich rasch ausbreitete. Verordnungen gegen die neue Lehre blieben wirkungslos, weil der Adel sich in den Freihäusern nicht daran hielt. Die Klöster leerten sich. Noch in den 1560er und 1570er Jahren schien der Vormarsch des Protestantismus nicht aufzuhalten. Katholische Gottesdienste wurden nur noch spärlich besucht, ein Teil der Kirchen und Klöster war von protestantischen Prädikanten besetzt.
Nach dem Tod Kaiser Maximilians II. wurde die Situation für die Protestanten jedoch schwieriger. Unter Rudolf II., der sich in Österreich 1583 bis 1593 durch seinen Bruder Ernst vertreten ließ, setzten Maßnahmen zur Rekatholisierung ein.
Um sich von der Flut der Nachdrucke abzusetzen, setzte Luther auf seine Editionen ab 1524 ein Markenzeichen. Die Lutherrose. Sie steht heute für die Qualität und Authentizität der Lutherbibel.
Man darf staunen und es vielleicht auch mit Bewunderung betrachten, dass es ausgerechnet die Bibel war, die die deutsche Sprache, Geschichte und Kultur nachhaltig geprägt hat. Die Lutherbibel wurde tatsächlich zu einem Lehrbuch für alle - vor allem wegen der volksnahen Sprache, durch die jeder die mächtigste Botschaft der Welt verstehen kann.
Durch Luthers Bibelübersetzung konnten die Menschen die Bibel als Kraftquelle für ihren Glauben in Europa entdecken. Das Reformationsjubiläum in diesem Jahr will Menschen ermutigen, aus dieser Kraftquelle neu zu schöpfen.