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Die Lehrer möchten die Kinder in "produktiver Ruhe und Muße unterrichten". Gönnen wir ihnen dies im Interesse der Sicherheit von uns allen.
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"Jeder von uns kann unter bestimmten Umständen zum Schwerverbrecher werden. Diesseits oder jenseits der Gefängnismauer - es ist bloß eine Frage von Schicksal, Glück und Unglück!" So lautet der Befund eines erfahrenen ehrenamtlichen Häftlingsbetreuers.
"Das Schrecklichste sind gewalttätige Kinder. Sie verletzen und töten Flüchtlingshelfer, haben oft keine Eltern. Falls vorhanden, sind diese oft apathisch und mit dem eigenen Trauma befasst", berichtet ein Mitarbeiter des Flüchtlingslagers Zaatari in Jordanien, das 80.000 Menschen aus dem sechs Kilometer entfernten Syrien beherbergt.
Szenenwechsel: Musikland Österreich. Lebenslange negative Auftrittsangst - nicht positives, motivierendes Lampenfieber - ist die häufigste Berufskrankheit von Musikern. Der steigende Kosten-, Zeit- und Konkurrenzdruck macht krank. Wer Fehler macht, ist weg. Die gängigen Therapien - Medikamente, Alkohol, alternative Behandlungsmethoden - bringen meist Kurzzeitwirkungen. Dauerhaft präventiv ist die Frühprägung durch laufende öffentliche Soloauftritte bereits im Kleinkindalter. Das öffentliche Auftreten wird von klein auf zur Normalität - die negative Auftrittsangst, aber auch Sprech- und Schularbeitenängste haben keine Chance.
Im Vergleich dazu verheerend wirkt sich Frühprägung durch Gewalt aus. Wer in jüngsten Jahren Zeuge von Gewalt oder direkt davon betroffen ist, empfindet diese oft lebenslang als Normalität. Hat man Gewalt gar als "positiv und berechtigt" erlebt - etwa die Hinrichtung "Schuldiger", die regionale Sitten verletzen - dann verfestigt sich die Frühprägung als Normalität hin zu einer positiven Sicht von Gewalt. So erklärt sich das fehlende Unrechtsbewusstsein jugendlicher Gewalttäter.
Die Resozialisierungsarbeit mit Kindersoldaten zeigt, dass die Frühprägung durch Gewalt meist irreversibel ist. Kinderpsychologen sind sich einig, dass lediglich ein ruhiges und ein an positiver Zuwendung reiches Umfeld in Familie, Schule und Peer Group - die Sozialkontakte außerhalb von Schule und Familie - einen Ausbruch der in der Frühprägung grundgelegten Gewaltbereitschaft verhindern kann.
Viele dieser bedauernswerten Kinder haben keine Familie. Der Einfluss der Peer Groups ist - schicksalhaft - mehr oder weniger positiv. Übrig bleibt die Schule.
"Unser erster Wunsch? Wieder in produktiver Ruhe und Muße unsere Schüler unterrichten zu dürfen!" Dieser Wunsch eint alle - vom Junglehrer bis hin zum höchsten Lehrergewerkschafter.
Die Wirklichkeit: An Österreichs Schulen der 10- bis 14-Jährigen ist doppelt so viel Gewalt wie im OECD-Durchschnitt zu verzeichnen und fünfmal so viel wie etwa in Schweden. Österreichs Schulen sind teils zu Kampfplätzen verkommen.
Alle Rezepte dagegen liegen auf dem Tisch: echte, motivierende Autonomie, kürzestmögliche Hierarchie durch Schulträgerfunktion von Gemeinden und Privaten, kontrollierende/helfende Feedback-Ebenen, Abbau von Sinnlos-Bürokratie, Ehrlichkeit auch in Bezug auf Schülerleistungen, eine zeitgemäße Lehrerbildung.
Handeln wir endlich - im Interesse unser aller Sicherheit.