Zum Hauptinhalt springen

Die Macht der Literatur

Von Christina Böck

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

560. Das ist schon eine beachtliche Zahl. So viele Schriftsteller haben sich schon lange nicht zusammengetan, um für eine Sache zu werben. Aber so viele haben die deutschen Autoren Juli Zeh und Ilja Trojanow zusammengetrommelt, um gegen systematische Überwachung im Internet zu protestieren. Juli Zeh hat sich mit dem Thema schon beschäftigt, bevor Edward Snowden die Abkürzung NSA auch für Nicht-Hollywood-Thriller-Seher in den Mittelpunkt gerückt hat. Ilja Trojanow wurde für sein Engagement gegen Überwachung vor kurzem "bestraft": Ihm wurde die Einreise in die USA nicht erlaubt.

Es muss ein ziemlicher Kraftakt gewesen sein, so viele Kollegen aus aller Welt dazu zu bringen, den Aufruf "Writers against Mass Surveillance" zu unterschreiben. Darunter finden sich immerhin Kaliber wie Hanif Kureishi, Günter Grass, Björk, Margaret Atwood, Henning Mankell, JM Coetzee und Don DeLillo. Nur wenige der Angefragten gaben Zeh und Trojanow einen Korb. Und ein einziger davon sagte: "Im 21. Jahrhundert gibt es keine Privatsphäre, damit muss man sich nun mal abfinden."

Letztere Meinung scheint die Öffentlichkeit zu teilen - zumal man hoffen muss, dass es sich nicht um eine generelle Wurschtigkeit handelt.

Der Aufruf der Autoren, in dem eine verbindliche Internationale Konvention der digitalen Rechte gefordert wird, ist löblich. Mehr aber wohl nicht - der Aufruf hat ja nicht einmal ein konkretes Gegenüber, an das er sich wendet. Aber das Gute an Literatur und ihren Produzenten ist: Sie können weiterhin Bewusstsein schaffen - ob mit oder ohne Petition.