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Die Macht der Stille

Von Bernhard Baumgartner

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Was tun unserer Zuhörer eigentlich, wenn wir gar nichts spielen? Eine Frage die nicht erst seit John Cages Stück "433" interessant ist. Denn an Cage tonlose Komposition erinnerte Freitagmorgen auch Ö1. Dort gab es (nicht 4 Minuten 33 Sekunden lang, aber doch) statt der Nachrichten nichts zu hören. Man kann sich gar nicht vorstellen, welche Wohltat das sein kann, wenn ausgerechnet während der Nachrichten das System zusammenbricht und man mit formalistisch-strenger Stille massiert wird.


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Es ist interessant, dass beim Radio schon wenige Sekunden Stille unangenehm auffallen. Man ist versucht, diverse Knöpfe zu drücken, um zu sehen, ob der Fehler beim eigenen Gerät oder beim Sender liegt. Es ist auch interessant, dass bei den Sendern immer ein "Notfall"-Prozedere vorliegt, das sicherstellen soll, dass zumindest irgendwas über den Sender geht. Dabei kommt fast immer zuerst die Senderkennung, was fast kurios ist: Macht man das, damit der größte Dillo mitbekommt, welchem Sender hier gerade ein Hoppala passiert ist? Fast scheint das hektische Getue so, als sei die Ehre des Mediums verletzt, wenn "nur" Stille kommt. Dabei - und das ist nicht zynisch gemeint - ist bei einigen Sender ab und zu Stille manchen Programmteilen vorzuziehen.

Ein bisschen ist heute auch das Fernsehen in diesem Zwang des 24-Stunden-Mediums. Auch hier darf keine Stille kommen, kein Testbild wie früher, keine Pausen im Programm. Die elektronischen Medien haben sich so selbst an die Kette gelegt. Verdammt, zum ewigen Funktionieren.