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Sarkozy bietet Irak Waffenlieferungen an. | Paris/Bagdad. "Überraschung: Sarkozy in Bagdad", meldeten am Dienstag die französische Presse verblüfft. Dass die Reise in den Irak aus Sicherheitsgründen bis zuletzt geheim gehalten wurde, ist normal. Trotzdem handelte es sich um einen historischen Besuch: Erstmals seit der US-amerikanischen Invasion im Jahr 2003 kam ein europäischer Staatenlenker in den Irak - und zum ersten Mal überhaupt war ein französischer Staatspräsident zu Gast in dem Land.
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Außenminister Bernard Kochner und Außenminister Hervé Morin begleiteten Sarkozy. Begrüßt wurden sie vom irakischen Präsidenten Jalal Talabani und der Ehrengarde - dazu erklang die Marseillaise, die französische Nationalhymne. Nach Gesprächen mit Talabani traf Sarkozy auch den irakischen Premierminister Nuri al-Malki.
Dieser Besuch ist ein deutliches Zeichen für einen Versuch Sarkozys, die Bande zum Irak neu zu knüpfen und zu stärken. So lobte er den weitgehend gewaltfreien Ablauf der Wahlen in 14 der 18 Provinzen des Landes im Januar, vor allem aber versprach er dem Land wirtschaftliche und politische Unterstützung. Frankreich könne bei der Ausbildung irakischer Eliten sowie von Polizei und Militär helfen. Sarkozy stellte auch Waffenlieferungen in Aussicht. Frankreich war vor dem Sturz des Regimes von Präsident Saddam Hussein einer der wichtigsten Waffenlieferanten des arabischen Landes gewesen.
Sarkozy kündigte eine enge Zusammenarbeit in Wirtschaft, Energie und Wiederaufbau an. Damit dürften auch die wirtschaftlichen Interessen Frankreichs eine Rolle für den Besuch spielen.
Gleichzeitig ist die Überraschungs-Visite ein Signal Richtung Washington zu einer Verbesserung des Verhältnisses. Die kompromisslose Ablehnung Frankreichs des Irak-Krieges hatten die frankoamerikanischen Beziehungen stark abkühlen und seither nicht mehr auftauen lassen.
Generell dürfte dies ein Vorstoß Sarkozys sein, den Einfluss seines Landes in der Region zu stärken und auch in die Golfregion auszuweiten: Im Anschluss wird Sarkozy im Oman, in Bahrein und in Kuwait erwartet.