Zum Hauptinhalt springen

Die Massaker der Vergangenheit

Von Hans-Paul Nosko

Kommentare

Wer Mittwoch Abend im österreichischen Fernsehen auf Gehaltvolles aus war, bekam dies in der letzten Stunde des Tages serviert: Im Rahmen der Serie "Menschen & Mächte spezial" präsentierte ORF 2 die sehenswerte Dokumentation "Juni 1940 - Der Fall Frankreichs". Die Eckdaten dieser Vorgänge können als bekannt vorausgesetzt werden, die Begleitumstände hingegen wurden durch neu entdecktes Archivmaterial erst offenkundig.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Das wohl Schockierendste dieses ausgezeichneten Beitrags, den der ORF pünktlich zum französischen Nationalfeiertag ausstrahlte, waren die Massaker von Wehrmacht und SS sowohl an der Zivilbevölkerung als auch an gefangengenommenen Soldaten: an britischen, französischen - und hier insbesondere an Schwarzafrikanern, die aus den damaligen französischen Kolonien stammten.

Den Boden für dieses Vorgehen hatte Deutschland in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg gezielt aufbereitet. Französische Kolonialsoldaten, die im Saarland stationiert waren, wurden der Vergewaltigung einheimischer Frauen bezichtigt; gestellte Fotos sollten dies der deutschen Bevölkerung entsprechend suggerieren. Die Bewertung der "Neger" als minderwertige Rasse lieferte das ideologische Fundament: Tausende der insgesamt 200.000 für das "Mutterland" kämpfenden schwarzen Soldaten wurden nach ihrer Gefangennahme gnadenlos getötet. Die Dokumentation kommt mit nur ganz wenigen Rekonstruktionen aus, der ganz überwiegende Teil des gezeigten Materials ist authentisch: SS und Wehrmacht filmten ihre eigenen Gräueltaten, um sie propagandistisch einzusetzen. Siebzig Jahre danach dienen die Aufnahmen dem gegenteiligen Zweck.