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Die Mathematik der Liebe

Von Eva Stanzl

Wissen

Rechtzeitig zum Valentinstag am heutigen Montag findet die Spieltheorie eine Strategie, wie die Partnersuche gelingen kann.


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Wer meint, die Liebe sei reine Gefühlssache, irrt. Auch der Zufall spielt eine untergeordnete Rolle. Vielmehr ist die Liebe, zumindest im Bezug auf die Wahl des richtigen Partners fürs Leben, eine Frage der Strategie. Nur wenig bereitet nämlich fundamentaleres Ungemach, als dem oder der Falschen zu verfallen.

Um dieses Risiko sorgsam abzubiegen, haben Mathematiker des Institute of Science and Technology (IST) Austria in Maria Gugging bei Klosterneuburg eine Formel gefunden, die das Zeug dazu haben soll, die mühsame Suche nach der "Wahren Liebe" mit Erfolg zu krönen. "Wenn es um Entscheidungsfindungen geht, ist die Spieltheorie das Fachgebiet Ihrer Wahl", wird die Evolutionsforscherin Laura Schmid, die sich am IST mit diesem Fachgebiet beschäftigt, in einer Aussendung der Postgraduate-Universität zitiert. "Sie befasst sich mit Strategien, die den Nutzen für eine Person maximieren, selbst in Szenarien, in denen die Teilnehmenden verschiedene Prioritäten haben", erklärt Schmid.

Tatsächlich lassen sich viele Lebensthemen mit einem statistischen Zugang lösen - auch die Frage des Heiratens. Spieltheoretiker gehen die Partnerwahl ähnlich an wie die Suche nach einer Immobilie: Zuerst den Markt kennenlernen, dann die gesammelte Recherche evaluieren und schließlich nehmen, was den eigenen Kategorien am stärksten entspricht.

Macht bei der Partnersuche freilich keiner, könnte man denken. Eine Erwägung ist diese anwendungsorientierte Form der Spieltheorie aber dennoch wert. Es ist nämlich recht unwahrscheinlich, dass Sie gleich beim ersten Rendezvous Ihres Lebens die perfekte Beziehung finden. Allerdings ist es eben auch möglich, dass ewiges Warten ins Unglück führt. Denn mit der Zeit werden die Möglichkeiten immer weniger. Je mehr Menschen in Partnerschaften vergeben sind, desto kleiner das Angebot. Aus Angst, übrig zu bleiben, nehmen manche also lieber den Frosch, der vor ihnen steht, als noch länger auf den Prinzen zu warten, und begnügen sich mit einer schalen Partnerschaft.

Der richtige Zeitpunkt, sich zu entscheiden, ist so etwas wie der Heilige Gral bei der Partnersuche. Schmid und ihre Kollegen empfehlen ein gezielt abgestuftes Vorgehen mit Notizbuch und Taschenrechner, beginnend mit Schritt 1: Legen Sie die Anzahl der Personen n fest, mit denen Sie ausgehen können. 2: Ziehen Sie die Quadratwurzel aus dieser Zahl n. 3: Treffen Sie sich mit Menschen und lehnen Sie alle ab, egal wie charmant oder klug sie sind, denn die beste Kandidatin, der beste Kandidat setzt Ihre Messlatte für 4: Führen Sie die Verabredungen fort und heiraten Sie die erste Person, die diese Messlatte übertrifft - Happy End. Oder?

Es wäre kein Algorithmus der Spieltheorie, wenn er die Aussichten auf Erfolg nicht kalkulieren würde. Dabei verändern sich die Erfolgschancen mit dem Anspruch an Perfektion. Wer sich etwa in den kommenden zwei Jahren binden will, könnte sich jede Woche mit einer Person verabreden, was n=100 ergibt. Nach zweieinhalb Monaten hätte sie oder er die ersten zehn Personen kennengelernt und alle abgelehnt, somit ein Gespür für die Qualität der Leute in freier Wildbahn entwickelt. Die beste Person setzt die Messlatte für künftige Treffen.

"Wenn Sie sich auf die nächste Person einlassen, die besser ist als die Messlatte, egal ob es die elfte oder 100. ist, werden Sie im Durchschnitt jemanden finden, der zu den zehn Besten gehört, also zu 90 Prozent perfekt ist", so die Forschenden. Wer sich mit weniger zufriedengibt, muss hingegen nur zehn Personen daten: Laut Algorithmus lässt sich unter ihnen immerhin jemand finden, der zu 75 Prozent perfekt passt. Wenn man allerdings die allerbeste Person von 100 will, liegt die Chance des Erfolgs bei nur 40 Prozent.

"Im Leben können Menschen versteckte Motive oder Überzeugungen haben, die nicht exakt mit den Modellen übereinstimmen", ergänzt Schmid zu den Grenzen ihres Fachgebiets. "Viele mathematische Modelle sind Vereinfachungen, die die Schrulligkeit der menschlichen Psychologie ausklammern." In diesem Sinn: Alles Gute zum Valentinstag!