Zum Hauptinhalt springen

Die Meinl Bank wird immer kleiner

Von Karl Leban

Wirtschaft

Viel weniger Geschäft: Gewinneinbruch bei Bank, rote Zahlen im Konzern. | Management: Institut "auf stabilen Beinen". | Wien. Banken leben vom Vertrauen ihrer Kunden. Ist dieses angeknackst, leidet das Geschäft massiv. Bestes Beispiel ist die Meinl Bank, die angesichts der Finanzaffäre rund um die frühere Immobiliengesellschaft Meinl European Land (MEL) nun schon seit fast drei Jahren um ihren Ruf kämpft. Wie sehr der juristisch hochbrisante Fall MEL am Geschäft der kleinen Wiener Privatbank zehrt, zeigt die am Mittwoch veröffentlichte Bilanz für 2009.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Vor Steuern hat das im Eigentum von Julius Meinl stehende Institut demnach nur noch 3,5 Millionen Euro verdient - nach 209 Millionen im Jahr davor. Im Konzern fiel gar ein Verlust von 35,5 Millionen Euro an, nachdem 2008 noch ein Gewinn von 139 Millionen verbucht worden war.

Der Meinl Bank sind im abgelaufenen Jahr viele Felle davongeschwommen. Das illustriert auch die Bilanzsumme, die sich auf 524 Millionen Euro fast halbierte. Mit rund 50.000 sei die Zahl der Kunden zwar gleichgeblieben, und es seien auch keine Gelder mehr abgeflossen, erklärt die Bank. Aber viele Kunden hätten vor allem wegen der Rechtsstreitigkeiten rund um MEL mit neuen Geschäftsaufträgen gegeizt.

Dass der auf Vermögensverwaltung und Investmentbanking spezialisierten Bank eine Schieflage drohen könnte, weist Vorstandssprecher Peter Weinzierl zurück: "Die Meinl Bank steht auf stabilen Beinen - im Gegensatz zu vielen großen Banken in Österreich, die nur durch Milliarden an Steuergeldern gerettet werden konnten."

Kapitalquote stark gesunken

Weinzierl verweist auf die Eigenkapitalquote, die zum Jahresende 2009 mit 16 Prozent doppelt so hoch lag wie der im Bankwesengesetz vorgeschriebene Wert. Was er allerdings nicht erwähnt: Diese Quote hatte im Jahr davor noch 42 Prozent betragen. Derzeit ist der Kapitalpolster mit 103 Millionen Euro gefüllt.

Das schwache Abschneiden der Bank im Vorjahr führt Weinzierl nur zum Teil auf die Wirtschaftskrise zurück, in erster Linie aber auf "die öffentlichkeitswirksame, vorverurteilende Vorgangsweise" der Justiz in Sachen MEL. Zur Erinnerung: Im April 2009 wurde gegen Julius Meinl die U-Haft verhängt - aus Sicht der Bank zu Unrecht. Nur gegen Kaution von 100 Millionen Euro und strenge Auflagen wurde der Bankier wieder auf freien Fuß gesetzt. Einem Antrag auf Aufhebung der U-Haft hat das Gericht bisher nicht stattgegeben.

Mehr als 2000 Zivilklagen

In der Causa prüfen die Anwälte Meinls schon seit Monaten eine Amtshaftungsklage gegen die Republik. "Final entschieden ist das noch nicht", hieß es am Mittwoch aus der Bank.

Laut Weinzierl würden jedenfalls die Schäden und Kosten, die dem Institut durch das "unrechtmäßige Vorgehen" der Staatsanwaltschaft entstanden seien, mittlerweile jene Summe übersteigen, die MEL-Privatanleger bei Zivilgerichten eingeklagt hätten.

Für diese Klagen - derzeit sind es mehr als 2000 - hat die Bank Rückstellungen in Höhe von rund 60 Millionen Euro gebildet. Dass die Klagsflut künftig weiter anschwillt, erwartet Weinzierl nicht, weil Verjährungsfristen (unter anderem für Schadenersatzforderungen) ablaufen. Die Bank selbst vertritt die Rechtsposition, dass sie bei den von ihr an die Börse gebrachten MEL-Papieren lediglich als Depotbank fungiert und die Investoren nicht beraten habe.