In Bezug aufs Freizeitverhalten wächst eine neue, vierte Generation heran.
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Wien. 60-Jährige, die sich in der Wasserskischule einschreiben lassen. 70-Jährige, die im Fitnessstudio trainieren. Pensionisten als Dauergäste auf dem Tennisplatz. Die Generation der über 60-Jährigen, die sich nur noch auf einen ruhigen Lebensabend vorbereitet, war einmal. Die Senioren von heute sind so aktiv wie ihre um 30 Jahre jüngeren Zeitgenossen, wie eine aktuelle Studie des Instituts für Freizeit- und Tourismusforschung (IFT) ergab.
Erst mit rund 80 Jahren gehen die Menschen deutlich weniger Freizeitbeschäftigungen regelmäßig nach, und auch deren soziale Kontakte nehmen laut Studie frühestens ab diesem Alter ab. "Davor üben sie ihre gewohnten Hobbys aus. Das bedeutet, dass in Bezug auf das Freizeitverhalten eine neue, vierte Generation heranwächst: die des breiten Altersmittelbaus zwischen 55 und 75 Jahren", sagt IFT-Leiter Peter Zellmann zur "Wiener Zeitung".
Zehn Jahre länger im Ruhestand als 1970
Als spezielle Seniorengruppe, die auf ihren Reisen nur noch in "60-Plus-Hotels" absteigt, sei diese allerdings nicht zu sehen. "Diese neue, vierte Generation ist zwar ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor und auch für die Politik interessant - aber als zusätzliche Gruppe, die noch vor den Alten kommt. Das Dreigenerationengerüst ist in den Lebensstilen einem Viergenerationenmodell gewichen", so Zellmann. "Nicht die Gesellschaft altert, sondern die Menschen werden älter."
Im Vergleich zu 1970 verbringen somit Frauen und Männer laut Studie rund zehn Jahre mehr im Ruhestand und bleiben länger gesund und aktiv - eine Konsequenz aus der steigenden Lebenserwartung und dem sinkenden tatsächlichen Pensionsantrittsalter im Laufe der vergangenen 40 Jahre. "Wenn das Pensionsalter hinaufgesetzt wird, ist das die Antwort darauf", sagt Zellmann.
Im Vergleich mit der jüngeren Bevölkerung verbringen die über 60-Jährigen ihre Freizeit ähnlich, so das Ergebnis der IFT-Studie. Der passive Medienkonsum wie Fernsehen und Radiohören ist demnach die beliebteste Freizeitbeschäftigung von Jung und Alt. Danach folgt bei den über 60-Jährigen das Lesen von Zeitungen und Illustrierten und bei den 25- bis 59-Jährigen das Telefonieren.
Unterschiede gibt es bei Hobbys wie Wandern, Gartenarbeit und dem Besuch kultureller Einrichtungen: Diese sind bei den Älteren beliebter, während die Jüngeren Computer und Internet häufiger benützen.
Der Frage, wie die Gesellschaft diesen jungen Alten künftig besser gerecht werden kann, ist das Jahr 2012 als Europäisches Jahr des aktiven Alterns gewidmet. Auch die Ministerkonferenz der UN Economic Comission for Europe (Unece) beschäftigte sich in der Vorwoche in Wien damit, im Zuge dessen wurde die "Wiener Ministererklärung 2012 - Eine Gesellschaft für alle Lebensalter" unterzeichnet. Basierend auf 35 Maßnahmen werden darin konkrete Schritte zur weiteren Umsetzung des "Weltaktionsplans zum Altern" auf internationaler Ebene und damit zur nachhaltigen Gestaltung der Politik für und mit Senioren gefordert. Sozialminister Rudolf Hundstorfer anlässlich der Konferenz in Wien: "Kein Land dieser Welt kann die Herausforderungen des aktiven Alterns alleine lösen."