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Die Millionenshow einmal anders

Von Christina Böck

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Porno allein macht auch nicht glücklich. Das weiß der Herausgeber des einschlägigen Farbfoto-Magazins "Hustler", Larry Flynt. Er ist schon lange auch als politischer Aktivist tätig, sein Feindbild waren vorzugsweise Republikaner. 1984 wollte er beispielsweise gegen Ronald Reagan bei den Präsidentschaftswahlen antreten. Mittlerweile hat er andere Mittel für seinen Kampf, auf der Gegenseite geht es jetzt auch ein bisschen weitläufiger: In der Sonntagsausgabe der "Washington Post" hat Flynt eine ganzseitige Anzeige geschalten. Da bietet er an, eine Million Dollar zu zahlen für taugliche Hinweise auf die Verwicklung von Politikern in Sex- oder Korruptionsskandale. Genau sucht er Informationen über "Seitensprünge, unangebrachtes sexuelles Verhalten und Korruption" von Senatoren, Abgeordneten und hochrangigen Regierungsmitgliedern. Dazu gab es eine Telefonnummer und das Versprechen, die Tipps vertraulich zu behandeln. Man kann nur hoffen, dass Larry Flynt eine ganze Menge investigativer Journalisten beschäftigt, die diesen Hinweisen präzise und pflichtbewusst nachgehen. Denn wenn dermaßen viel Geld lockt, kann so mancher schon der Versuchung der, sagen wir mal, kreativen Ausschmückung anheimfallen.

Einmal abgesehen von der amerikanischen Besessenheit von Sexskandalen ist die Idee keine so schlechte. Eine erfrischend altmodische Variante in Zeiten der omnipräsenten Wikileaks noch dazu. Könnte man hierzulande sicher auch brauchen. Aber es ist zu befürchten, dass mit dem ÖKM-Magazin in dieser Hinsicht nicht zu rechnen ist.