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Die Miniherzpumpe aus Wien

Von Alexandra Grass

Wissen
70.000 Euro kostet das kleine Wunderwerk. Foto: muw

Erster Patient hat sechs Wochen sehr gut überstanden. | Neues Gerät hält fünf bis zehn Jahre. | Wien. Forscher der Medizin-Universität Wien (MUW) haben Ende März weltweit erstmalig einem schwer herzkranken Patienten eine neuartige, besonders kleine Herzpumpe implantiert. Georgi Petov geht es sechs Wochen nach dem Eingriff sehr gut, wie das Ärzteteam unter der Leitung von Univ.-Prof. Ernst Wolner, Leiter der Herz-Thoraxchirurgie des Wiener AKH, kürzlich berichtete.


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Eine vorübergehende Unterstützung des versagenden Herzens mit einer mechanischen Blutpumpe ist heutzutage bereits eine etablierte Therapiemethode. Solche Pumpen "haben den Sinn, das versagende kranke Herz eines Patienten zu ersetzen", erklärt Univ.-Prof. Georg Wieselthaler.

Doch das Besondere ist die neuartige Technologie: Der Rotor des Systems ist so konzipiert, dass keine Blutzerstörung auftritt. Er schwebt in einem passiven Magnetfeld und bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 2000 bis 3500 Umdrehungen pro Minute. Aufgrund der magnetischen Lagerung des Rotors gibt es keine mechanischen Verschleißteile. Die Haltbarkeit des Geräts, das aus Titan besteht und rund 70.000 Euro kostet, beträgt immerhin fünf bis zehn Jahre.

Nachteil: Externe Energieversorgung

Die miniaturisierte Zentrifugalpumpe wird direkt in die Herzspitze implantiert und erlaubt aufgrund ihrer Kleinheit auch "eine raschere und weniger traumatisierende Operation sowie eine geringere Belastung für den Patienten", meint Wieselthaler. Aufgrund der Einfachheit des Eingriffs kommen enorme Vorteile zum Tragen. Die Gabe von Immunsuppressiva ist nicht mehr notwendig und das Infektionsrisiko kann so erheblich gesenkt werden. Da die Pumpen überdies sehr klein sind, kommen sie auch für Frauen und Kinder in Frage. Ein Nachteil ist die externe Energieversorgung, wie Univ.-Prof. Heinrich Schima vom Zentrum für Biomedizinische Technik und Physik betont. Denn der Patient ist auf eine Batterie, die er mit sich trägt, angewiesen. Zur weiteren Verbesserung der Lebensqualität der Patienten sollen nun in Zukunft auch die drahtlose Energieübertragung durch die Haut und telemedizinische Ferndiagnostik eingesetzt werden, so Schima.

Die neue Technologie soll auf jeden Fall in den nächsten Jahren eine echte Alternative zur Herztransplantation darstellen, da Spenderorgane nur begrenzt zur Verfügung stehen. Immerhin ist Herzversagen die häufigste Todesursache in der westlichen Welt.

Die Forscher arbeiten nun weiter an einer Verbesserung der Biokompatibilität und Blutverträglichkeit. Zukünftige Systeme sollen weiter verkleinert und minimal invasive Implantationstechniken entwickelt werden.