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Die Mönche in Burma führen eine Armutsrevolte mit religiösem Aspekt an

Von Klaus Huhold

Analysen

Barfüßig und kahlhäuptig führen sie eingehüllt in ihre roten Roben die friedlichen Proteste gegen ein brutales Militärregime an: Die Welt blickt gespannt auf die Mönche in Burma (Myanmar).


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Der Widerstand der burmesischen Geistlichen hat eine lange Tradition: Sie standen an vorderster Front im Kampf gegen die britische Kolonialherrschaft und viele von ihnen unterstützten die Demokratiebewegung in den 80er Jahren.

Andererseits haben die Militärs in den vergangenen Jahren die Nähe der Mönche gesucht und diese teilweise auch erhalten. Das staatliche Fernsehen zeigte ständig Bilder, auf denen Mitglieder des Regimes gerade einem lächelnden Mönch eine Spende für eine Pagode übergeben.

Denn traditionell wohnt dem Buddhismus in Südostasien auch ein sehr staatstragendes Element inne. Der Herrscher hat sich durch Verdienste in seinen vorangegangenen Leben seine herausragende Wiedergeburt verdient und ist damit vor seinen Untertanen legitimiert. Doch ist er gleichzeitig - auch für sein eigenes weiteres Schicksal im Rad der Wiedergeburten - gerade wegen seiner privilegierten Position verpflichtet, dem Volk gute Lebensumstände zu bereiten. Und zwar durch eine gute Regierungsführung, die Wohlstand schafft. Denn nur durch diesen ist es den Menschen etwa möglich, den Mönchen Almosen zu geben und sich dadurch Verdienste zu erwerben.

Dieser religiöse Aspekt war wohl mit ein Grund, warum sich viele Mönche zur Revolte entschlossen haben: Sie sahen einfach die Machthaber in ihrer Rolle versagen und das Volk zu lange leiden.

Die kleptokratische herrschende Elite wirtschaftet nur in die eigene Tasche, der Korruptionsindex von Transparency International zeigt Burma gemeinsam mit Somalia an letzter Stelle. Die Armut hat sich in den vergangenen Jahren drastisch verschärft, mittlerweile sind nach Schätzungen der Vereinten Nationen 40 Prozent der Kinder unterernährt.

Die Erhöhung der Benzinpreise vor fünf Wochen, die die Revolte auslöste, brachte dann das Fass zum Überlaufen. Viele Menschen konnten sich keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr leisten und somit auch nicht mehr zu ihrer Arbeit gelangen. Zudem explodierten die Lebensmittelpreise wegen der gestiegenen Transportkosten.

Es ist eine Armutsrevolte eines unterdrückten Volkes, das zudem nach demokratischen Reformen verlangt. Und dass die Proteste von Mönchen angeführt werden, verleiht ihnen einen religiösen Aspekt und zusätzliche Legitimation.

Denn die Geistlichen werden von der Bevölkerung verehrt. Mit ihren Schüssen auf die unantastbaren Mönche hat die Junta ein Tabu gebrochen. Fraglich bleibt, ob die Empörung darüber die Proteste weitergehen lässt, oder ob die Angst vor der Brutalität der Machthaber obsiegt. Seite 8