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Die Überlegenheit des FC Barcelona kann schon zermürbend sein. Und das nicht nur für die jeweiligen Gegner, sondern auch für die Zuschauer, ja sogar für die Bewunderer der katalanischen Fußballkunst. Denn die schier endlosen Ballstafetten werden immer dann ermüdend, wenn sich die andere Mannschaft einigelt und nicht mitspielen, sondern nur verhindern will, dass Barcelona allzu viele Tore erzielt. Dann nämlich fehlt dem Spiel jeglicher Esprit, der Ball rollt von links nach rechts, von rechts nach links, dann wieder zurück, und wenn Andrés Iniesta dazwischen einen genialen Moment hat, hat man gerade nicht aufgepasst.

Ein Fußballspiel kann ein dynamisches Hin und Her sein, wie ein munteres Dialog-Stakkato im Theater oder im Film. Doch wenn Barcelona auf einen sehr defensiven Gegner trifft, wird das Spiel zu einem 90-minütigen Monolog. Für Auskenner ist das zwar stets hochinteressant, aber halt doch ein bisserl langweilig.
Wie gut, dass der AC Milan nicht von José Mourinho oder Werner Gregoritsch trainiert wird. Milan hat vielmehr angekündigt, offensiv agieren zu wollen. Außerdem hat es sich auch nicht als erfolgsbringender erwiesen, sehr defensiv gegen Barcelona zu spielen. Leverkusen hat beides versucht. Eine Hälfte lang agierten die Deutschen sehr defensiv - da waren sie chancenlos. Danach versuchten sie es mutiger - und bekamen sehr viele Tore. Sieben.
Bilbao hat es heuer mit einer sehr offensiven Ausrichtung zu einem 2:2 geschafft, der FC Sevilla ermauerte sich ein 0:0. Barcelonas Überlegenheit ist eben so groß, dass es keine richtige und keine falsche Taktik gibt. Es gibt nur eine unterhaltsame und eine langweilige.