Zum Hauptinhalt springen

Die Mozart-Experten vom Infoscreen

Von Christoph Irrgeher

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 9 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

In einer legendären Rede erklärte US-Präsident Ronald Reagan einmal Fakten zu "dummen Dingen". Zwar wollte er eigentlich seinen Amtsvorgänger John Adams zitieren, der einmal von "stubborn things" gesprochen hatte (also "hartnäckigen Dingen"). Zur allgemeinen Erheiterung entfleuchte Reagan aber "stupid".

Heute könnte man Fakten zweifelhafte Dinge nennen. Einerseits werden sie vom Medienzeitalter in schwindelerregender Schlagzahl geboren. Andererseits fördert die Hast einer Huschwusch- und Wischscreen-Welt die Dünnbrettbohrerei: Mehr und mehr "Fakten" sind bloß eilfertig aus dem Internet zusammengestoppelter Stuss.

Ein besonders frappantes "Faktum" liefert nun der Flughafen Düsseldorf. Im Bemühen, seine Kundschaft über offenbar erklärungsbedürftige Reiseziele zu informieren, präsentiert er "Destination Facts" auf seinen Bildschirmen. Im Falle von Wien sind dies nur zwei Sätze: "Wien wird auch die Weltmetropole der Musik genannt. Unter anderem prägte Wolfgang Amadeus Mozart die Musikära im 17. Jhd." - Aha.

Nun hatte Mozarts Vita zwar wirklich etwas mit der Zahl 17 zu tun: Der Mann lebte von 1756 bis 1791. Gemeinhin nennt man diese Zeit aber das 18. Jahrhundert. Sollte die Quelle der "Destination Facts" (eine Firma namens Cittadino) also nicht über frappantes, die bisherige Mozartforschung aus den Angeln hebendes Geheimwissen verfügen, muss man sagen: knapp daneben.

Nun, immer noch besser als der Trailer zu einem "Wissenschafts"-Magazin im Kommerz-TV. Glaubte man dem, hielt das Mittelalter die Erde für eine Scheibe. Was leider mehr über den Wissensstand im deutschen Privatfernsehen aussagt als über die Welt von vorgestern.