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Verbraucherschützer protestieren. | Österreich bleibt vorerst verschont. | Brüssel. Die EU-Kommission hat das Tor für den Import von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) in die Europäische Union weit geöffnet. Der US-amerikanische Biotechnologiekonzern Monsanto darf für die nächsten zehn Jahre weitere drei seiner umstrittenen Genmaissorten nach Europa liefern. GA21 und MON863 ließ die Brüsseler Behörde als Nahrungs- und Futtermittel zu, MON863x810 für die industrielle Verwertung. Allerdings müssten die Genpflanzen entsprechend den Regeln der EU eindeutig gekennzeichnet werden, erklärte der Sprecher von Umweltkommissar Markos Kyprianou am Freitag.
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Gesundheits-Risiko?
Umweltschutzorganisationen und -politiker kritisierten die Freigabe heftig. Besonders bedenklich sei MON863, die bei Ratten nach dem Verzehr zu Gesundheitsproblemen geführt hätte, meinte Gentechnik-Experte Eric Gall von Greenpeace.
Bei der Zulassung hat die Kommission das letzte Wort, wenn sich die Umweltminister der Mitgliedsstaaten nicht mit qualifizierter Mehrheit dafür oder dagegen aussprechen. MON863 und die um die in Österreich verbotene Sorte MON810 verfeinerte Pflanze produzieren Insektengift gegen Schädlinge und sind resistent gegen Antibiotika. In beiden Fällen hat sich eine Mehrheit von 14 EU-Ländern gegen die Bewilligung ausgesprochen - keine ausreichende Mehrheit. Und die Kommission genehmigt grundsätzlich alles, was die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA absegnet. 27 GVO stehen noch auf der Warteliste.
Der österreichische Umweltminister und amtierende EU-Ratspräsident Josef Pröll hat diese Praxis schon vor einem Monat als "nicht gut" für das politische Klima bezeichnet und eine grundlegende Diskussion über GVO in Europa angekündigt. Österreich will vor allem den Anbau der Genpflanzen verhindern. So wird die Koexistenz auch ein Hauptthema bei der Gentechnikkonferenz Anfang April in Wien sein. Befürchtet wird, dass die bei uns überdurchschnittlich weit verbreitete biologische Landwirtschaft von angrenzenden Genpflanzenfeldern verunreinigt wird. Deshalb darf die Gensaat auch nicht angebaut werden. Das nationale Verbot konnte von den EU-Umweltministern erst Mitte letzten Jahres mit qualifizierter Mehrheit gegen die Kommission durchgesetzt werden. Auch von den am Freitag zugelassenen Genmaissorten wird Österreich vorerst verschont bleiben. Es besteht Einigkeit im österreichischen Lebensmittelhandel, dass GVO nicht angekauft werden.
Kennzeichnungspflicht
In anderen Ländern haben die Konsumenten nur die Kennzeichnung um sich davor zu schützen. Die Verbraucher würden so zu "Versuchskaninchen", empörte sich die Grüne EU-Abgeordnete Hiltrud Breyer.
Französische Wissenschaftler der Commission Gènie Biomoléculiare haben bei Versuchen mit MON863 Besorgnis erregende Ergebnisse präsentiert. Nach dem Verzehr kam zu physischer Veränderung der Nieren von Versuchstieren. Seine eigenen Tierversuche wollte Monsanto nicht veröffentlichen. Ein Jahr brauchte Greenpeace, bis die Unterlagen nach einem Gerichtsbeschluss aus Deutschland freigegeben wurden. Einblick in die Expertisen für MON863x810 verlangen die Umweltschützer von der EU-Kommission seit September 2005 vergeblich.