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Zeugin kritisiert Leichtgläubigkeit | der Angeklagten. | Code-Namen aus Angst vor CIA. | Wien. "Ich habe nie das Gefühl gehabt, dass unsere Vorstände etwas tun, das sie nicht tun dürfen", erklärte Karin Valenta am Montag, dem 50. Verhandlungstag im Bawag-Prozess. Dass Wolfgang Flöttl nach zwei großen Verlusten noch ein drittes Mal Geld gegeben wurde, "war sicher nicht gescheit", sagte die Zeugin, die damals in der Bilanzabteilung der Gewerkschaftsbank tätig war. Die Vorstände seien wohl einfach zu naiv gewesen.
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Von den ersten Verlusten habe sie im Herbst 1998 erfahren, sagte Valenta. Damals sei sie mit ihrem Kollegen Berthold Schmidt von Johann Zwettler, der mittlerweile auf der Anklagebank sitzt, informiert worden. Bei der Gelegenheit habe auch Generaldirektor Helmut Elsner angerufen und zu "strengstem Stillschweigen" gemahnt.
Schmidt hingegen erklärte im Zeugenstand, erst im Jahr 2001 über die Verluste informiert worden zu sein - von einem Mitarbeiter des ebenfalls angeklagten Wirtschaftsprüfers Robert Reiter. 1998 habe es lediglich geheißen, Flöttl habe Gelder verloren. Dass es sich dabei um Bawag-Mittel gehandelt habe, sei ihm damals nicht bewusst gewesen.
Schmidt war auch Mitglied der bankinternen Bilanzrunde - "eine wenig ehrenvolle Aufgabe". Deren Auftrag lautete, die Verluste (1,4 Milliarden Euro) so zu "verdauen", dass nichts publik und die ÖGB-Bilanz nicht schlagend wird - dies gelang bis zum Refco-Debakel im Herbst 2005.
In der Bilanzrunde wurden Code-Namen (etwa "Filiale Klagenfurt" für die Bawag-Tochter BIF in Dublin) festgelegt, die im bisherigen Verfahren für einige Verwirrung gesorgt hatten. Hier brachte Schmidt Licht in die Sache: Der frühere Bawag-Treasury-Chef Thomas Hackl arbeitete seinerzeit bei Refco in New York. Nach 9/11 fürchtete er als Ausländer eine stärkere Telefon-Überwachung durch die CIA und schlug deshalb die Code-Namen vor. Tatsächlich verwendet worden seien sie jedoch nicht, sagte Schmidt. 12