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Die Nasa will wieder auf den Mond

Von WZ-Korrespondent John Dyer

Wissen

Am 1. Oktober 1958 als Antwort auf "Sputnik" der UdSSR gegründet. | Ab 2010 von Russlands Raumsonden abhängig. | Boston. Die Nasa ist reich an Erfolgen: Sie schickte den ersten Mann auf den Mond, baute den ersten Raumgleiter und hat erst vor kurzem Eis auf dem Mars entdeckt. Das alles sind Meilensteine in der Geschichte der Nasa, die heute 50 Jahre alt ist. Und ihre Existenz eigentlich der Sowjetunion verdankt. Denn die UdSSR schoss am 4. Oktober 1957 den ersten Satelliten, "Sputnik", ins All. Und dieser "Sputnik"-Schock rüttelte die USA so sehr auf, dass Präsident Dwight Eisenhower Ende Juli 1958 die Gründung der National Aeronautics and Space Administration (Nasa) anordnete.


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Am 1. Oktober 1958 nahm die Nasa ihre Arbeit auf. Die neue Raumfahrtbehörde startete mit einem Budget von 100 Millionen Dollar - heute wären das umgerechnet 470 Millionen Euro. Inzwischen ist das Budget auf rund 11,5 Milliarden Euro angewachsen. Die Nasa, die ihren Hauptsitz in der US-Hauptstadt Washington hat, unterhält im ganzen Land mehrere Forschungszentren. In Houston (Texas) befindet sich seit 1961 das Raumfahrtzentrum, von dem aus das bemannte Raumfahrtprogramm koordiniert wird. Der Weltraumbahnhof befindet sich auf Merrit Island an der Ostküste Floridas.

Zwischen Ruhm und Katastrophen

Die Nasa vermochte den Vorsprung der Sowjetunion nicht sofort einzuholen. Der Konkurrent im Osten schickte 1959 erstmals ein Flugobjekt zum Mond und mit Juri Gagarin 1961 den ersten Menschen ins All. Noch im selben Jahr brachte dann auch die Nasa ihre ersten Astronauten in den Weltraum. Doch den größten Triumph feierte sie am 21. Juli 1969: Neil Armstrong betrat als erster Mensch den Mond ("Ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer für die Menschheit"). Die Landung auf dem Mond war das Ende eines Wettlaufs, der die beiden Supermächte während eines Jahrzehnts beherrscht hatte. "Es ging dabei nicht so sehr um die Erforschung des Mondes als um den Nationalstolz", meint der heutige Nasa-Chef Michael Griffin. "Der Wettlauf war eine Art Test für unsere offene Gesellschaft, ein Test für unseren Begriff von Freiheit."

Später erlebte die Nasa auch herbe Niederlagen, darunter die beiden großen Shuttle-Katastrophen: 1986 explodierte die Raumfähre "Challenger", 2003 die "Columbia". "Jeder Nasa-Angestellte fühlte sich persönlich schuldig am Tod von sieben Astronauten", sagt der ehemalige Nasa-Designer David Sias heute über die "Challenger"-Katastrophe. Die beiden Unfälle überschatteten die bisher 121 erfolgreichen Raumgleiter-Flüge in den Weltraum. Sie zwangen die Behörde zu milliardenteuren Untersuchungen und zur Einschränkung ihres Programms, das nur noch vier Raumgleiter umfasst.

Zudem gibt es immer mehr Konkurrenz im bemannten Raumflug. So hat erst vor kurzem China, das bis 2020 eine eigene Raumstation ins Ball bringen will, seinen ersten Weltraumspaziergang erfolgreich absolviert. Dennoch ist die Nasa immer noch die wichtigste Raumfahrtbehörde der Welt. Und dazu trug gerade die Abkehr von den Raumgleitern bei. So sandte die Nasa 1990 ihr Hubble-Weltraumteleskop auf die Umlaufbahn. Es erlaubt Aufnahmen von Galaxien, die bis zu zwölf Milliarden Lichtjahre entfernt sind.

Raumschiff "Orion" als Shuttle-Nachfolger

Derzeit arbeitet die Nasa am Nachfolger des Raumgleiters, dem Raumschiff "Orion". Dafür stehen der Raumfahrtbehörde 3,9 Milliarden Dollar zur Verfügung. Mit "Orion" sollen um 2015 die ersten Astronauten auf eine Umlaufbahn um die Erde geschickt werden. In den Jahren danach sollen erst unbemannte und dann bemannte Missionen auf den Mond erfolgen. Anders als die "Apollo"-Mission 1969 soll die Reise zu den Polen des Mondes gehen, wo Eis vermutet wird. Nach 2020 soll "Orion" auch als Basis für Flüge zum Mars benutzt werden.

Das Ende des Kalten Krieges und knappe Budgets haben die Nasa gezwungen, Partnerschaften einzugehen. Die internationale Raumstation ISS, die derzeit gemeinsam mit der europäischen ESA und Russland aufgebaut wird, ist ein wichtiges Beispiel dafür. Einmal fertiggestellt, wäre die Station das größte menschengemachte Objekt im All.

Mit russischen Raketen in den Weltraum

Peinlich ist allerdings, dass die Nasa künftig nicht mehr in der Lage sein wird, ihre Astronauten mit eigenen Mitteln zur Raumstation zu schicken: Zwischen dem Auslaufen des Raumgleiterprogramms im Jahr 2010 und den ersten Flügen der neuen "Orion"-

Raumfähren klafft eine Lücke von einem halben Jahrzehnt. Die US-Raumfahrtbehörde wird in dieser Zeit ihre Astronauten mit russischen Raketen ins All bringen lassen. Das ärgert unter anderem John Glenn, den ersten Amerikaner im All und späteren Senator von Ohio. "Für fünf Jahre werden wir von den Russen abhängen", erklärte er im Juli empört in einer Anhörung des US-Kongresses.

Die Nasa wird hart daran arbeiten müssen, diese Scharte wieder auszuwetzen.