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Die Navy als grünes Musterbeispiel

Von David Ignatius

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Der Autor war Chefredakteur der "International Herald Tribune". Seine Kolumne erscheint auch in der "Washington Post".

Ray Mabus setzte die US-Kriegsmarine gegen den Widerstand der Admiräle auf strenge Energiediät.


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Die Woche des US-Nationalfeiertags am 4. Juli eignet sich besonders, einen unerwarteten Vorkämpfer des Energiesparens und Umsteigens auf alternative Energie vor den Vorhang zu bitten - die US-Kriegsmarine. Einst einer der schlimmsten Energieverschwender, dessen Energiebedarf mitunter die Außenpolitik bestimmte, ist die Navy heute ein Musterbeispiel, wie die USA ihren Appetit auf fossile Brennstoffe zügeln.

Vor sieben Jahren hat die Navy ihre Energiediät begonnen, mit einem Erlass des damals neu ernannten Energiestaatssekretärs Ray Mabus, der fünf Ziele aufgestellt hat für einen radikalen Wandel beim Kauf und beim Verbrauch von Energie. Als früherer Gouverneur von Mississippi, der Mitte der 1990er Jahre zwei Jahre US-Botschafter in Saudi-Arabien war, ist Mabus besorgt, wie angreifbar die USA durch die Abhängigkeit von ausländischen Energiequellen sind.

Die Navy liebt ihre Traditionen. Die Vorstellung einer "Great Green Fleet" stieß daher zunächst auf erheblichen Widerstand bei Admirälen und ihren Verbündeten im Kongress. Die Navy-Offiziere widersetzten sich vor allem der Festlegung von Mabus aus dem Jahr 2009, dass bis 2020 mindestens 50 Prozent der Brennstoffe aus alternativen Quellen kommen sollen. Damals dachten viele Navy-Kommandanten, dass 30 Prozent ein realistischeres Ziel wäre. Heute hat die Navy dieses 50-Prozent-Ziel bereits überschritten, sagte mir Mabus. Und es wird erwartet, das Gesamtziel weit vor 2020 zu erreichen.

Auch auf Hybridfahrzeuge wird gesetzt, wie die amphibischen Sturmboote USS Makin Island und USS America, mit elektrischem Antrieb für geringere Geschwindigkeiten. Laut Mabus kann die Makin Island ohne Auftanken 44 Tage länger als erwartet auf hoher See bleiben. Über die gesamte Lebensdauer eines Schiffs könnte das laut Auskunft der Navy bis zu 250 Millionen US-Dollar sparen.

Mabus drängt darauf, auch bei Elektrizität einzusparen. Die Navy stattet die Schiffe mit LED-Beleuchtung aus. Bisher sind sieben Prozent umgestellt. Das erspart jährlich - äquivalent - eine Million Gallonen Marinediesel.

Wo auch immer möglich, werden Sonnenkollektoren zur Energiegewinnung eingesetzt statt Generatoren und Batterien. Was laut Mabus zum nächsten Vorteil grüner Energie bei militärischen Einsätzen führt: Sie ist leise. Ein Generator macht die Soldaten zur Zielscheibe. Dreht man den Generator ab, hört man auch den Feind besser.

Die Kostenkurve geht steil nach unten. Vor vier Jahren, als die Navy damit begonnen hat, Treibstoff mit Bioanteil zu kaufen, kostete eine Gallone 25 US-Dollar - heute kostet eine Gallone weniger als zwei US-Dollar. Laut Mabus ist das US-Verteidigungsministerium weltweit noch immer der größte Einzelverbraucher von fossilen Treibstoffen. Die Navy ist für rund ein Drittel davon verantwortlich.

Manchmal stimmen Umwelt- und Verteidigungspolitik überein. Die Energieinitiative von Mabus, zuerst verspottet, sieht nun nach einer Demonstration aus, wie die USA stärker und gleichzeitig grüner werden können.

Übersetzung: Hilde Weiss