)
Speed-Dating, Kontaktanzeige, Internet - wo lernt man heute eigentlich den Partner für Leben kennen?
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Was um alles in der Welt hatte ich mir nur dabei gedacht? Ich saß Petra gegenüber, einer Sparkassen-Angestellten aus Schärding mit wasserstoffblonden Haaren und zwei Zentimeter langen rosafarbenen Fingernägeln, auf denen silberne Sternchen blitzten. Zwischen uns, auf einem Tisch, standen eine Kerze und eine hübsche kleine Vase mit einer roten Rose. Außer uns saßen sechs weitere Paare hier im Hinterzimmer eines Cafés und unterhielten sich, so wie wir. Petra kicherte nach jedem Satz. Ich schaute heimlich zur Uhr. Noch drei Minuten, dann würde Maria, die Organisatorin der Veranstaltung, eine asiatische Glücksglocke läuten und ich konnte an den nächsten Tisch weiterrücken. Drei Minuten sind wie eine Ewigkeit, wenn keiner etwas sagt. "Ich bin Polizeireporter", erzählte ich deshalb. In Wahrheit bin ich Sachbearbeiter bei den Wasserwerken. Polizeireporter klingt aber abenteuerlicher und männlicher, dachte ich.
"Geil", sagte Petra, kicherte wieder und blies ihren Kaugummi zu einem rosafarbenen Ballon auf. Ich sah mit Erstaunen, dass der Kaugummi den gleichen Farbton hatte wie ihre Fingernägel. Petra schaute mich erwartungsvoll an, so als würde ich gleich eine von mir gefundene Mordwaffe auf den Tisch legen. Sie würde die Pistole oder das Messer dann neugierig bestaunen, anschließend erneut "geil" sagen und ihren Kaugummi zum Knallen bringen.
Speed-Dating. Die Glücksglocke läutete, die sieben Minuten waren um. Wir alle machten Kreuze, die anzeigten, ob wir den anderen wieder sehen wollten oder nicht. Dann rückten die Männer weiter zum nächsten Tisch, zur nächsten Frau, zur nächsten Chance auf die "Große Liebe", wie Maria, die Chefin dieses Speed-Datings, gesagt hatte. Leider stand Maria nicht auf meinem Ankreuzzettel. Sie war in meinem Alter und hatte eine interessante, beinahe geheimnisvolle Ausstrahlung. Und die Sommersprossen auf ihrer ein wenig zu klein geratenen Nase waren einfach hinreißend.
"Sieben Minuten reichen völlig aus, um herauszufinden, ob du mit einer Frau einen ganzen Abend verbringen willst", sagte Monika, als wir den Abend auswerteten. Monika ist meine beste Freundin und eine erfahrene Ratgeberin, wenn es um die Partnersuche geht.
Ich hatte mich zum Glück für das Angebot "7 mal 7" entschieden, sieben Männer und sieben Frauen reden jeweils sieben Minuten miteinander. "Wie gut, dass es nicht 11 mal 11 war - ich glaube, wenn es so lange gedauert hätte, wäre ich gestorben", stöhnte ich. Mit meinen 38 Jahren war ich der Senior, auch unter den Männern. Überhaupt, die Männer! Zwei von ihnen waren Beamte aus der höheren Ministerialbürokratie, drei waren Ingenieure, einer Investmentbanker und einer Jurist. Alle viel beschäftigt. Alle sehr wichtig.
Kontaktanzeige. Die Frauen waren durchwegs zu jung für mich, Mitte Zwanzig. So hatte ich auf meinem Zettel sieben Mal nein angekreuzt, hatte Maria einen netten Gruß hinterlassen und meine Telefonnummer dazugeschrieben. Kann ja nicht schaden.
"So kannst du noch lange weiter suchen", zog Monika mich auf. "Auf diese Weise lernst du ja wohl kaum eine passende Frau kennen." Monikas Rat war klar. Sie war für eine Kontaktanzeige, wir hatten schon mehrfach darüber gesprochen. Mir war das zu unromantisch. "Ohne Kontaktanzeigen sind deine Chancen, eine passende Frau zu finden sehr, sehr gering - es sei denn, du suchst im Internet", erklärte Monika. "Aber", sagte ich und holte tief Luft, "aber es muss doch möglich sein, auch ohne künstliche Nachhilfe jemanden kennen zu lernen! Wo sind denn all die Singles, von denen in den Zeitungen immer die Rede ist?"
Monika schaute mich zunächst ein wenig mitleidig an. Dann wechselte sie zu ihrem Verschwörerblick. Sie hatte eine Theorie, das sah ich ihr an. "Glaub es oder lass es sein: Es gibt diese Singles einfach nicht!", sagte sie. "Vergiss die Schlagzeilen über die Singlegesellschaft. Das ist eine große Lüge. Diese Singles sind zur einen Hälfte verwitwete Senioren. Du bist aber 38 und nicht 83." "Und die andere Hälfte?", fragte ich. "Das sind junge Leute zwischen 20 und 30, auch die sind heute tatsächlich häufiger Single als in früheren Zeiten. Das hilft dir aber nicht weiter. Du bist 38 und nicht 28!"
Singlegesellschaft. Für die Altersgruppe zwischen 30 und 60 gilt: Alles wie ehedem. Soziologische Untersuchungen kommen jedenfalls zu dem Ergebnis, dass in den mittleren Lebensjahren heute genauso viele Menschen Single sind wie vor drei oder fünf Jahrzehnten: Zwischen fünf und zehn Prozent. Mehr nicht. "Und ein guter Teil von ihnen gehört zur Gruppe der bekennenden Singles, will also von einer Beziehung absolut nichts wissen", sagte Monika. "Du bist grausam!", protestierte ich mit schwacher Stimme. Monika ist Soziologin und hatte eine zeitlang als Wissenschaftsredakteurin gearbeitet. Gegen Monika anzukommen ist schwer. "Ich will doch nur, dass du deine Traumfrau findest." Monika schaute mich so charmant an, ihre rehbraunen Augen leuchteten im Schein der Kerzen. Ihre Wangen waren leicht gerötet. Schade eigentlich, dass sie vergeben war! Ich griff zum Weinglas, um meinen Kummer zu ertränken.
Internet. Schon auf dem Nachhauseweg war mir klar, dass Monika wieder einmal gewonnen hatte. Sie hatte ja recht. Ich suchte mir eine seriöse Singlebörse im Internet und wartete, ob etwas passierte. Und ob etwas passierte! Ich hatte ja gar keine Ahnung gehabt, wie leicht es ist, auf diesem Weg die tollsten Frauen kennen zu lernen. Jeden zweiten Abend hatte ich jetzt eine Verabredung. Die vielen Treffen machten mir schon bald großen Spaß. Ich lernte interessante Frauen kennen, flirtete, fühlte mich umworben.
"Na, siehst du!", sagte Monika und freute sich über meinen Erfolg. Aber die Richtige war bislang noch nicht dabei. "Die Richtige kommt noch", sagte Monika voller Zuversicht. Monika behielt auch in diesem Punkt Recht. Als ich am nächsten Tag in meine Mails schaute, sah ich, dass die Frau mit dem Pseudonym "asianqueen" ihr Foto für mich freigeschaltet hatte. Ich sah es mir gleich an. Mein Herz schlug schneller. Ich blickte in ein Gesicht mit einer interessanten, geheimnisvollen Ausstrahlung und mit hinreißenden Sommersprossen auf einer etwas zu klein geratenen Nase.
Überraschung. "Warum hast du mich denn nicht angerufen?", fragte ich Maria, als wir uns im gleichen Café trafen, in dem sie ihr Speed-Dating durchführte. Außer uns saßen noch vier weitere Paare an den Tischen am Fenster und unterhielten sich. Maria lachte laut auf. "Was glaubst du eigentlich, wie viele Männer mir ihre Telefonnummer auf diesen Karten hinterlassen?", gab sie zurück. Auf dem Tisch standen eine Kerze und eine hübsche kleine Vase mit einer roten Rose. "Warum hast du mich denn nicht angerufen?", wollte sie dann wissen. "Du hattest doch meine Telefonnummer."
Ich schaute Maria mit einem schiefen Lächeln an. Auf die Idee, sie anzurufen, war ich einfach nicht gekommen. Was um alles in der Welt hatte ich mir dabei nur gedacht?
Partnersuche im Internet
1. Wenn Sie ernsthaft auf der Suche nach einem Partner oder einer Partnerin sind, sollten Sie 20 bis 35 Euro im Monat einkalkulieren, die eine seriöse Partnerbörse kostet. Das ist gut angelegtes Geld. Wer nur auf Flirten und schnelle Erotik aus ist, der scheut diese Geldausgabe in aller Regel. Wer dagegen ernsthaft nach dem Partner, der Partnerin fürs Leben sucht, der gibt auch etwas Geld dafür aus.
2. Den besten Überblick über die Partnersuche im Internet bekommen sie unter www.singleboersen-vergleich.at. Dort finden Sie auch Empfehlungen für Spezialbörsen, zum Beispiel für besonders große Menschen, Landwirte oder Alleinerziehende.
3. Besonders bei Partnerbörsen, die gratis sind oder sehr günstig, kann es Ihnen passieren, dass sie schon nach dem ersten Mailkontakt mit einem Mann, der angeblich auf der Suche nach der Frau fürs Leben ist, eine detaillierte Beschreibung der von ihm bevorzugten Sexualpraktiken erhalten - nebst Termin, wann er Sie in seiner Wohnung zum ersten Treffen erwartet.
4. Verlieben Sie sich bitte nicht aufgrund von E-Mails. Papier ist geduldig und ein Bildschirm ist es noch viel mehr. Die Gefahr hochgesteckter Erwartungen ist beim Kennenlernen im Internet außerordentlich groß. Doch ein Mensch wirkt in der Realität oft ganz anders als per Mail. Vermeiden Sie deshalb lange E-Mail-Affären. Ob wir jemanden sympathisch finden oder nicht, entscheidet sich bei einer Begegnung innerhalb von Sekunden: Die Stimme, der Gesichtsausdruck, die Hände, die Körperhaltung - all das gefällt uns oder es gefällt uns nicht. Deshalb: Treffen Sie sich so schnell wie möglich persönlich. Schaffen Sie sich auf diese Weise schnell Klarheit über ihr Gegenüber.
5. Haben Sie, wenn Sie ein Treffen vorschlagen, keine Angst vor einer Ablehnung. Wer sich nicht persönlich mit Ihnen treffen will, der wird seine Gründe haben. Der häufigste Grund: Große Angst vor Nähe. Doch wer nicht einmal den Mut aufbringt, sich mit Ihnen zu einem Kaffee zu verabreden, der kommt für eine Partnerschaft ja wohl nicht in Frage.
6. Zu Ihrer Sicherheit: Wie auch bei der Kontaktanzeige gilt für das Kennen lernen im Internet, dass die ersten Treffen im öffentlichen Raum stattfinden, in einem Café oder Restaurant, niemals aber privat. Steigen Sie als Frau bei den ersten Treffen auch nie in sein Auto ein.
Siehe auchWZ Partnerbörse