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In Europa besitzen fünf Firmen die Hälfte aller Patente auf Pflanzen.
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Brüssel/Wien. Gleichermaßen wie die Weltbevölkerung und deren Konsum wachsen, sollte die Zahl der im Nahrungsmittelbereich tätigen Firmen steigen - tut sie aber nicht. Ganz im Gegenteil. Nur eine Handvoll Unternehmen beherrscht heute die globale Produktion. "Der weltweite kommerzielle Saatgutmarkt hat sich innerhalb von zwanzig Jahren extrem konzentriert. Dieses Oligopol ist das Resultat unzähliger Übernahmen und Fusionen", schreibt die Schweizer Nichtregierungsorganisation "Erklärung von Bern" in ihrem Bericht "Agropoly".
Demnach hielten 1996 die zehn größten Unternehmen der Saatgutindustrie einen Marktanteil von weniger als 30 Prozent. Heute sind es drei Konzerne, die mehr als 50 Prozent des Marktes kontrollieren. In Europa besitzen fünf Firmen die Hälfte der Patente auf Pflanzen: Monsanto, Dupont Pioneer, Syngenta, BASF und Bayer. Monsanto ist der größte Saatguthersteller weltweit, gefolgt von Dupont Pioneer.
Dünger gleich mitverkauft
"Die konkurrierenden Konzerne verkaufen das Package Saatgut, Pestizide und Dünger sowie die Patente dazu und sichern sich damit den Markt", sagt Heidemarie Porstner von "Global 2000" zur "Wiener Zeitung". Den Schlüssel zum Erfolg bildet möglichst einheitliches Saatgut, das gentechnisch so weit verändert ist, dass es das Insektenvernichtungsmittel gleich selbst produziert - aber ohne teuren Spezialdünger gar nicht mehr wachsen kann. Auf die wechselnden Klimabedingungen soll es so geringfügig wie möglich reagieren und über Jahrzehnte konstant sein, so die Idealvorstellung der Konzerne. Laut Porstner sind dadurch 75 Prozent aller - freilich sensibleren - Nutzpflanzensorten in 100 Jahren unwiederbringlich verschwunden.
Allein Monsanto ließ in dieser Hinsicht Mitte des Vorjahres aufhorchen: Der US-Konzern zog alle ausstehenden Zulassungsanträge für den Anbau gentechnisch veränderter Nutzpflanzen in der EU zurück. Es fehle die kommerzielle Perspektive, hieß es. Der Gigant dominiert den Gentechnik-Markt aber bereits jetzt so sehr, dass er laut einer Studie des American Antitrust Institute echten Wettbewerb verhindern könnte. Das Center for Food Safety mit Sitz in Washington formuliert es drastischer: Mit den Gensorten sei eine neue Form des Feudalismus angebrochen.