Ein Abkommen zwischen den Vereinigten Staaten und der EU hat die bisherigen bilateralen Einschränkungen im Flugverkehr über den Großen Teich aufgehoben.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 16 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Seit 30. März ist ein neues "OpenSky"-Abkommen zwischen der EU und den USA in Kraft. Damit können die europäischen und amerikanischen Airlines Transatlantikflüge erstmals ohne Einschränkung hinsichtlich der Größe des Flugzeuges, der Zahl der Flüge, der Zielorte oder der Flugpreise durchführen. Das Abkommen hat historische Bedeutung. Es deckt die 27 Mitgliedstaaten der EU und die Vereinigten Staaten ab - einen Raum mit fast 800 Millionen Menschen.
Verfolgt wird ein grundsätzlich neuer Ansatz für die Regelung des internationalen Luftverkehrs, bei dem die zahlreichen bilateralen Abkommen zwischen den einzelnen EU-Mitgliedstaaten und den USA, in denen einschränkende Regelungen festgelegt sind, durch ein einziges Abkommen ersetzt werden. Das 1977 geschlossene "Bermuda-II-Abkommen" zwischen den USA und Großbritannien ist vielleicht das bekannteste Beispiel: Nur zwei Fluglinien jedes Landes durften zwischen London-Heathrow und den USA zu verkehren. Künftig werden von London-Heathrow 16 neue USA-Flüge am Tag angeboten, u.a. von Continental Airlines und Delta Air Lines, die London-Heathrow damit das erste Mal bedienen.
Europäische Airlines haben jetzt die Möglichkeit, die USA von jedem beliebigen Flughafen in Europa aus anzufliegen - und nicht mehr nur von ihrem Heimatmarkt aus. Air France hat bereits angekündigt, neue Direktflüge zwischen London-Heathrow und Los Angeles aufzunehmen. British Airways dürfte in Kürze von Paris und Brüssel aus nach New York fliegen.
Diese erhöhte Flexibilität wird jährlich mehr als 50 Millionen Menschen zugute kommen, die mit dem Flugzeug zwischen Europa und den USA reisen. Auch der Warenverkehr wird davon profitieren, denn mehr als die Hälfte des Warenaustauschs zwischen Europa und den USA im Wert von 450 Mrd. Euro erfolgt auf dem Luftweg. Allen Nutzern von Transatlantikflügen verspricht das neue Abkommen mehr Wettbewerb - folglich auch bessere Dienstleistungen und niedrigere Tarife.
Ziel eines Folgeabkommens wird sein, den Markt zum Nutzen der Verbraucher, der Luftfahrtgesellschaften, der Bürger und der Firmen beiderseits des Atlantiks noch stärker zu öffnen. Europa will in dieser zweiten Stufe das Recht für europäische und amerikanische Airlines aushandeln, Flüge innerhalb der Inlandsmärkte durchzuführen, so wie es die Liberalisierung nun über dem Atlantik erlaubt.
tribuene@wienerzeitung.at