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Die neue Lust am Weniger

Von Christina Böck

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Gefinkelte Ideen sprießen dieser Tage. Wie möglichst ökonomisch fasten? Wenn man auf den Genuss von Snickers verzichtet, weil man diesen erdnussigen Plombenzieher noch am ehesten aufgeben kann, gilt das schon als Selbstbetrug? Wahrscheinlich ja. Dabei wären solcherlei Gedankenspiele gar nicht nötig. Stellt man doch allerorts fest, dass Verzicht total im Trend ist. Das beginnt im Lifestylebereich: Die britische Modeschöpferin Vivienne Westwood hat sich kürzlich darüber echauffiert, dass die Menschen niemals schlechter gekleidet waren als heute. Und zwar warum? Weil sie zu viel Kleidung haben. Sie gibt den rauschhaften H&M-Jüngern folgende Sentenz mit auf den Weg ins Shoppingcenter: "Kauft weniger, sucht gut aus, achtet darauf, dass es länger hält." Am besten sollte das wenige wohl auch von Vivienne Westwood sein.

Auf Reduktion setzt auch Computerprogramm-Riese Windows neuerdings. Die neue Version des Betriebssystems bekommt ein neues Logo-Design verpasst. Und das wird alle überraschen, die sich bisher immer gedacht haben: "So ein hübsches buntes Fähnchen hab ich da links unten am Computerbildschirm." Das Fähnchen ist nämlich ursprünglich ein Fenster - wie der Name "Windows" durchaus nahelegen könnte. Ein blaues Fenster ohne Schnickschnack zeigt also das zukünftige Logo. Die neue Lust am Weniger könnte man nun wieder der so gern zitierten Krise anrechnen. Aber vielleicht hätte es die gar nicht gebraucht, um Trendforscher auf die Idee zu bringen, dass auch das Übersichtliche ab und zu seine Vorzüge hat.