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Ein schwerer Motorradunfall hätte Anton Karger fast das Leben gekostet. Im Rückblick war es aber gleichzeitig der Beginn einer Karriere als Spieleentwickler.
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Ein Spielfeld sieben hölzerne Spielsteine und zwei kleine Brettchen - mehr braucht man nicht für eine Zopp-Partie. Und genauso simpel wie die Spielutensilien sind auch die Regeln jenes Spieles, das man getrost als die Neuerfindung von Fitschigogerl bezeichnen kann. Den lautmalerischen Namen "Zopp" hat diese Mischung aus Billard und Fußball vor allem deshalb bekommen, weil Fitschigogerl von den Kunden außerhalb Österreichs kaum aussprechbar ist. Dass der Entwickler, der 47jährige Wiener Anton Karger, seine Idee überhaupt verwirklichen konnte, hat er einem schweren Unfall zu verdanken. "Im Jahr 1992 hat mich ein Motorradunfall plötzlich aus der Bahn geschossen - ich habe Glück, dass ich überhaupt noch lebe. Damals hatte ich in der Rehabilitationsphase unendlich viel Zeit. Und weil mir so langweilig war, habe ich ein Spiel realisiert, dass mir schon zehn Jahre lang im Kopf herumgegeistert war", erzählt Karger. Dabei sei er eigentlich von Natur aus "gar nicht so ein Spielemensch", meint er.
Doch der Unfall und die Zeit danach sollten seine Karriere wesentlich verändern. Begonnen hatte Karger, der als Sohn eines Österreichers und einer Griechin in Wien-Favoriten aufgewachsen war, als Handelswirtschaftsstudent. "Ich habe nach der Matura im französischen Gymnasium Lycee - ein interessanter Kontrapunkt zum 10. Bezirk und ein wesentlicher Teil meiner dreisprachigen Kindheit - mit dem Studium begonnen und nebenher bereits Geschäfte mit Griechenland gemacht." Für einen im Fleischgroßhandel tätigen Cousin agierte er als Einkaufsagent für Westeuropa.
Währenddessen wurde ihm klar, dass "ich die Handelswirtschaftsausbildung in diesem Umfang gar nicht brauche, und so bin ich auf den Exportlehrgang der WU umgestiegen". Im Alter von 25 Jahren wurde Karger damit fertig und landete einen ersten großen Coup mit Steaks. "Vom Gewinn besorgte ich mir einen Gewerbeschein und machte mein eigenes Geschäft auf. Ich übernahm den Vertrieb für eine Lachsräucherei. Damals, in den achtziger Jahren, war dieser Fisch noch nicht zum Schwein der Meere degradiert, sondern hatte noch einen anderen Nimbus", erzählt Karger. Er belieferte neben Wiener Topgastronomen auch mehrere große Firmen (für Weihnachtswerbegeschenke) sowie ein paar hundert Privatkunden. "Das funktionierte acht Jahre lang - dann wurde es mir zu langweilig", gesteht er. Nachdem auch noch private Tumulte dazu kamen, verkaufte Karger die Firma und suchte nach einer Möglichkeit, "meine Kreativität auszuleben und am besten Ideen für andere zu spinnen". Tatsächlich wurde er von einer Werbeagentur aufgenommen - die allerdings nach eineinhalb Jahren in Konkurs ging.
Einige tausend Stück. "Die plötzliche Arbeitslosigkeit war dann eine angenehme Überraschung: Ich musste nichts tun und bekam trotzdem Geld - allerdings währte diese schöne Situation nur zehn Tage." Dann nämlich passierte der bereits erwähnte, beinahe tödliche Unfall. Als es ihm danach allmählich wieder besser ging, begann die Entwicklungsphase für das billardähnliche Tischspiel Zopp, eine Modifizierung des berühmten Fitschigogerls. "Zuerst habe ich eine einfache Version gebastelt. Und als diese im Freundeskreis gut ankam, entwickelte ich das Spiel weiter", erzählt er. Im Juni 1996 veranstaltete er ein Testturnier im Café Stein, das ein voller Erfolg wurde. Und weil er aus seinen Werbeagenturzeiten über einige PR-Erfahrung verfügte, konnte Karger auch die Medien für seine Sache gewinnen. "Danach habe ich eigenständig 200 Stück gebaut und das Spiel weiterentwickelt." Mittlerweile ist er beim sechsten Design angelangt, und seit 1998 wird Zopp vom deutschen Spielverlag Zoch produziert. Das auf Holzspielzeug spezialisierte Unternehmen hat seither einige tausend Stück in der ganzen Welt verbreitet. "Leben kann ich von den Einnahmen durch den Lizenzvertrag mit Zoch aber nicht", sagt Karger.
Deshalb suchte er sich nach der Vertragsunterzeichnung wieder einen Job und kam im Finanzdienstleistungssektor unter. "Das war aber nicht meine Welt, mir fehlte ganz einfach die Leidenschaft - und ohne die kann man nicht erfolgreich sein." Also zog Herr von Zopp, wie sich Karger selbst scherzhaft nennt, einen fetten Schlussstrich und widmet sich seither wieder seinem Baby. "Momentan plane ich etwas ganz Neues, das vielleicht auch mit Zopp in Zusammenhang stehen könnte." Mehr will er dazu aber noch nicht verraten. Einstweilen konzentriert er sich darauf, Werbung für sein Produkt zu machen, und kümmert sich auch wieder vermehrt um die Vermarktung. "Schließlich muss sich doch eine Sache, die Menschen Freude bereitet, in so großem Ausmaß verkaufen lassen, dass ich als Erfinder davon leben kann."
zopp
Gespielt wird auf einer pulverbeschichteten Platte mit Bande, jedes Team hat drei Spielsteine, die abwechselnd mit dem Zopp-Schläger oder mit den Fingern geschnippt werden dürfen. Mit ihren Steinen versuchen die Spieler, den etwas kleineren "Ball" ins Tor zu bekommen. Die an Billard erinnernden Regeln entsprechen in groben Zügen jenen des Fußballs, es gibt also nicht nur Tore, sondern auch Fouls, Freistöße, Out und Abseits. Üblicherweise wird eine Zopp-Partie auf zehn Tore gespielt oder auf zweimal zwanzig Minuten.
Probespiele zum Kennenlernen gibt es u.a. im Wiener Café "Das Möbel" (Burggasse 10), im "Benno" (Alser Straße 67) oder im "Kiosk" (Schleifmühlgasse 7).
Weitere Informationen und Bestellung:
www.zopp.co.at
Preis pro Set: 105,- Euro
INFORMATIONEN ZUM "ORIGINAL":
1. Österreichischer Fitschigogerl Club
www.oefic.at