)
Der Mond ist der Erde so nah wie seit 70 Jahren nicht, dennoch ist der Rekord "im Promille-Bereich".
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 8 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien. Am Montag war der größte "Supermond" seit 70 Jahren zu sehen. Um 14.52 Uhr war der Trabant "nur" 356.509 Kilometer von der Erde entfernt, kurz nach 17 Uhr ging er über Österreich auf. Von der Erde war der Vollmond um 14 Prozent größer und um 30 Prozent heller als zum Zeitpunkt seiner größten Entfernung.
Der Mond bewegt sich nicht in einer kreisrunden, sondern in einer elliptischen Bahn um unseren Heimatplaneten. Am erdfernsten Punkt bewegt er sich in 400.000, am erdnächsten Punkt in 356.000 Kilometern Distanz. Dieser Zyklus wiederholt sich alle 29 Tage. Somit ist Mond der Erde zwölf Mal im Jahr so nahe wie derzeit. "Allerdings trifft die Erdnähe nur alle 14 Monate mit der VollmondPhase zusammen. Daher ist der erdnahe Mond nur alle 14 Monate als "Supermond" sichtbar", sagt Alexander Pickard, Präsident der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie. Für das freie Auge sei der Unterschied nicht enorm: "Wie der Durchmesser eines Ein-Euro-Stücks im Vergleich mit einem Zwei-Euro-Stück", so Pickard.
Einfluss auf Ebbe und Flut
Hinzu kommt die Tatsache, dass sich die Mondumlaufbahn langfristig verändert, was zusätzliche Schwankungen verursacht. "Diese liegen aber bei unter einem Prozent. Derzeit haben wir 0,6 Prozent mehr als beim Vollmond im Oktober und um 0,06 Prozent weniger als am 26. Jänner 1948, wo der Mond am erdnächsten war", erklärt der Astronom: "Es ist ein Rekord im Promille-Bereich."
Warum aber erscheint auf Fotos aus aller Welt (wo das Ereignis wegen der Zeitverschiebung früher zu sehen war als in Mitteleuropa) der Mond riesig am Horizont? Die Antwort ist weniger spektakulär als das Attribut "Supermond" erhoffen lassen mag, dennoch ist sie interessant. Es liegt an einer optischen Täuschung. Wahrnehmungspsychologisch gesehen funktioniert sie so ähnlich wie, wenn man einen Kreis von zehn Zentimetern Durchmesser von sechs größeren Kreisen umgibt, und daneben in einen zweiten Kreis von zehn Zentimetern Durchmesser sechs kleinere Kreise hineinzeichnet: Die Kreise sehen aus, als hätten sie unterschiedliche Durchmesser. Pickard nennt das den "Effekt des Umschlossenheitsgesetzes": Vertraute Dinge am Horizont lassen den Mond hinter ihnen als größer, sozusagen vertrauter, wahrnehmen - das Nichts des Nachthimmels hingegen nicht.
Spielt uns das Gehirn auch bei einer totalen Mondfinsternis einen Streich, wenn unser Trabant besonders rot, riesig und plastisch erscheint? Die Antwort ist ja, die Ursache ist aber eine andere. Die Größe ist eine optische Täuschung, die sich aus der rötlichen Färbung ergibt: Wenn der Mond dunkler ist, wirkt er näher, obwohl er genau so weit weg ist wie immer. Bei einer totalen Mondfinsternis steht die Erde direkt zwischen Mond und Sonne, wodurch die Erde vom Mond aus wie ein roter Ring aussehen würde. Die Erdatmosphäre bricht und streut das Sonnenlicht so, dass der Mond rot und groß erscheint.
Deutlichen Einfluss hat der "Supermond" auf die Gezeiten. Je näher der Mond, desto höher ist seine Anziehungskraft. "Bei Voll- und Neumond gibt es das, was der Volksmund Springflut nennt", erklärt Ulrich Köhler, Planeten-Geologe beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. "Weltweit steigt der Wasserpegel im Durchschnitt um 0,75 Meter an, an den Küsten speziell des Atlantiks ist es deutlich mehr." Für 50 Zentimeter ist der Mond verantwortlich, für 25 Zentimeter die Anziehungskraft der Sonne. Bei einem "Supermond" ist die Flut noch ein klein wenig höher, die Ebbe eine Spur niedriger.