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Großteil der norwegischen Migranten kommt aus Polen. | Zahlreiche Maßnahmen zur besseren Integration.
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Wien/Oslo. Es war auch der Hass auf die multikulturelle Gesellschaft im Allgemeinen und den Islam Besonderen, der Anders Behring Breivik in Oslo und Utöya zu seinen Wahnsinnstaten trieb.
Das wirft die Frage auf, wie multikulturell Norwegen eigentlich ist. Traditionell war Norwegen eher ein Auswanderungsland: Bis in die 1970er Jahre hinein verließen viele Menschen den Staat aus wirtschaftlichen Gründen in Richtung Kanada und USA. Dann kam der wirtschaftliche Aufschwung - und das Land wurde für Immigranten interessant.
Seither gab es einen stetigen Anstieg der Bevölkerung mit Migrationshintergrund (siehe Grafik) auf mittlerweile mehr als zwölf Prozent mit einer starken Konzentration in der Hauptstadt: Im Jahr 2008 waren 25 Prozent der Osloer Immigranten. Zum Vergleich: Fast 18 Prozent der in Österreich lebenden Personen haben einen Migrationshintergrund, in Wien sind es 20,1 Prozent. Ganz anders als in Österreich, wo Ex-Jugoslawen, Türken und Deutsche die größten Migrantengruppen stellen, sind es in Norwegen in erster Linie Polen und Schweden. Als EU-Bürger brauchen sie keine Aufenthaltsgenehmigung. Daneben ist Norwegen ein wichtiges Zielland für Asylwerber - weitere große Bevölkerungsgruppen stellen Flüchtlinge aus Pakistan, Irak und Somalia.
Wenige Muslime

Weniger bunt - vor allem im Vergleich zu Österreich - ist die religiöse Landschaft Norwegens: Während hierzulande Katholiken, Muslime und Protestanten die größten Glaubensgemeinschaften stellen, gehören fast 80 Prozent der Norweger der protestantischen Staatskirche - der "Kirche von Norwegen", deren Oberhaupt König Harald V. ist - an. Dazu kommen zahlreiche andere christliche Glaubensrichtungen, während nur rund fünf Prozent der norwegischen Wohnbevölkerung dem Islam angehören.
Immigration einfacher
Die Einwanderungsbestimmungen in Norwegen sind dabei weniger restriktiv als in Österreich, wie der europäische "Migrant Integration Policy Index" für das Jahr 2010 zeigt. Auch der Zugang zum Arbeitsmarkt ist einfacher. Kaum Unterschiede zwischen den beiden Ländern gibt es indes in Sachen Erwerbstätigenquote: In Norwegen wie auch in Österreich haben etwas mehr als 70 Prozent der Gesamtbevölkerung einen Job, bei den Immigranten liegt diese Quote bei 64 (Österreich) beziehungsweise 63 Prozent (Norwegen).
Beiden Ländern gemein ist auch das steigende Misstrauen gegenüber Immigranten. Waren laut einer Studie des Osloer Amts für Integration und Diversität im Jahr 2005 noch 45 Prozent dagegen, mehr Ausländer ins Land zu lassen, waren es 2009 schon mehr als die Hälfte.
Nachdem im Jänner 2001 ein dunkelhäutiger Jugendlicher erstochen worden war, lancierte die Stadtregierung die Kampagne "Oxlo - Oslo Extra Large". In deren Rahmen wurden etwa Kindergärten und Schulen gefördert - in Bezirken mit hohem Migrantenanteil ist der Kindergarten für Drei- bis Sechsjährige kostenlos. Mehr als zwei Drittel der norwegischen Zuwanderer schaffen die Hochschulreife. Dennoch ist Zuwanderung auch in den norwegischen Medien Thema Nummer eins: Nachdem das "Dagbladet" im Februar 2010 die Mohammed-Karikaturen publiziert hat, gab es in den norwegischen Medien fünfmal so viele Beiträge über Migration und Integration als zum Beispiel über das Thema Bildung.