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Wien. Zwar gab es beim ersten Treffen zwischen Österreichischer HochschülerInnenschaft (ÖH) und der neuen Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (V) inhaltlich kaum Annäherungen, doch berichtete die ÖH-Vorsitzende Sigrid Maurer von einem "etwas wärmeren" Gesprächsklima als mit Karls Vorgänger Johannes Hahn (V).
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"Jetzt müssen Taten folgen", mahnte Maurer (Grüne und Alternative StudentInnen, GRAS) Verbesserungen etwa bei den Fachhochschulen (FH) und bei der Qualitätssicherung ein. "Wir werden nicht locker lassen." Der Neo-Ministerin brachte die ÖH Werkzeug für ihren neuen Job mit: Einen Helm wegen der "Baustellen" an den Hochschulen, Handschuhe, "damit sie fest anpacken kann", und Kübel und Kelle, "damit sie Neues bauen kann und nicht Altem verhaftet bleibt", so Maurer.
Wenigstens in einer Frage ortet die ÖH ein Entgegenkommen Karls: Während Hahn die Probleme bei der Umsetzung der Bologna-Struktur (Bachelor/Master) nur bei den Unis gesehen habe, wolle die Neo-Ministerin hier Fehlentwicklungen ausbügeln.
Die von den Studentenvertretern kritisierte Position, dass Probleme der Unis wie Massenstudien kurzfristig nur durch Zugangsbeschränkungen lösbar seien, will Karl jedenfalls beibehalten. Das sei zwar "keine elegante Lösung", es bestehe aber "sofortiger Handlungsbedarf" zur Verbesserung der Bedingungen für Studenten und Lehrende. Mittelfristig sollen Massenfächer entlastet werden, indem die Studienberatung verbessert wird.
Langfristig müsse ein Gesamtkonzept für den Hochschulsektor entwickelt werden, dabei will Karl auf den von Hahn initiierten Hochschuldialog setzen. Die Ergebnisse, so die Kritik der ÖH, sollen allerdings weiterhin nur Empfehlungscharakter haben und nicht verbindlich sein.
Mehr Geld für Unis
Karl kündigte an, mehr Geld für Hochschulen und Forschung einzufordern; das ändere allerdings nichts daran, dass sie Studiengebühren befürworte. Einen "Goldesel", der das Uni-Budget aufstockt, hat auch die ÖH noch nicht aufgestöbert. "Wir sind aber eigentlich davon überzeugt, dass Pröll ihn hat", betonte Maurer.
Für März, wenn in Wien die Wissenschaftsminister von 46 Ländern bei der Bologna-Konferenz die Umsetzung eines europäischen Hochschulraums feiern werden, rechnet die ÖH mit einem Wiederaufleben der Studentenproteste, auch neue Hörsaalbesetzungen seien möglich. "Wer glaubt, dass die Proteste tot sind, der irrt", zeigte sich Maurer überzeugt. Die Ministerin hat unterdessen angekündigt, die Einladung der ÖH zu einer Diskussion mit der Protestbewegung im Audimax der Uni Wien anzunehmen. Sie werde dafür mit der ÖH "einen Termin vereinbaren".
Karl möchte Druck machen
In der Frage berufsbegleitender Studienangebote hat Karl angekündigt, Druck auf die Uni-Rektoren zu machen. "Ich bin der Meinung, dass sich die Universitäten an die Lebensrealität der Studierenden anpassen müssen." Es sei wichtig, das Lehrveranstaltungsangebot am Abend und den Wochenenden auszubauen. Allerdings sei die Situation je nach Uni unterschiedlich, man müsse nun den Bedarf erheben und dann ein "breites Maßnahmenpaket" schnüren. (APQA