Dokumentation von toten Flächen. | Kopenhagen/Wien. Während sich die einen über das "Dorschwunder" freuen, lassen die anderen die Alarmglocken noch lauter läuten: Die Ostsee ist in Gefahr. Das behaupten Experten der in den USA gegründeten Umweltorganisation Oceana aufgrund von zahlreichen Fotos, die eine Expedition von Oceana im Kattegat und Öresund zwischen Dänemark und Schweden am Meeresgrund aufgenommen hat. Auf ihnen ist toter Meeresboden zu sehen und darüber eine leere, leblose See.
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Das Wort "Überfischung" ist da schnell zur Hand, trifft aber nicht den Kern des Problems. Der Ostsee-Dorsch etwa vermehrt sich seit 2009 so stark, dass er nicht mehr zu den gefährdeten Arten gehört.
Hauptproblem ist das sogenannte Grundschleppnetz. Dieses trichterförmige Netz ist mit Gewichten beschwert und besitzt stählerne Scherbretter, mit denen der Meeresboden geradezu umgepflügt wird, wenn es die Trawler hinter sich nachziehen. Speziell zum Fang von Garnelen kommt es zum Einsatz.
In Netzen dieser Art geht nicht nur nutzloser Beifang zugrunde, sie zerstören vor allem auch den Meeresboden und damit die Grundlage des maritimen Ökosystems. Die fehlende Meeresfauna führt im Zusammenspiel mit den in die Ostsee eingeleiteten Phosphaten zur Wucherung von Algen und Bakterien wie Blaualgen, die dem Wasser Sauerstoff entziehen, womit das Ökosystem endgültig kippen kann.
Doch einige Fotos der Oceana-Expedition machen auch Hoffnung. Auf ihnen sind Lebewesen zu sehen, die selbst optimistische Meeresbiologen in dieser Region nicht mehr vermutet hätten, etwa Taschenkrebse, vierhörnige Seeskorpione, Flundern und See-Anemonen.
Die Expedition von Oceana wird zur fotografischen Dokumentation des Zustands des Ostsee-Meeresbodens bis Anfang Juni fortgesetzt.