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Im Rückblick kann manchmal auch Schmerzhaftes schön wirken - findet ein Geburtstagskind. Am Mittwoch feierte Helene Partik-Pablé - von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt - ihren 70. Geburtstag. Von der Politik kann die Richterin im Ruhestand und langjährige FPÖ-Justizsprecherin, die 2006 zum BZÖ wechselte, aber noch immer nicht lassen: Sogar an ihrem Feiertag war Partik-Pablé im orangen Klub im Parlament.
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Nach Feiern war ihr aber nicht zumute: "Man muss sich erst daran gewöhnen, wenn auf der Geburtstagskarte ein Siebziger steht, das ist sehr unerfreulich und ziemlich gewöhnungsbedürftig." Den Umstand, dass sie bis heute dem BZÖ als Beraterin und Expertin für den Spitzel-U-Ausschuss dient, erklärt Partik-Pablé damit, "dass man irgendetwas haben muss, mit dem man sich intensiv beschäftigen kann - Lesen, Musik und Gartenarbeit reichen mir einfach nicht".
Der heutigen Politikergeneration stellt die ehemalige Richterin im AKH-Skandal ein bescheidenes Zeugnis aus: "Ich möchte ja gar nicht behaupten, dass früher alles besser war, aber als ich 1983 für die FPÖ in den Nationalrat kam, dominierten hier andere Kaliber. Damals waren wir ja mit der SPÖ in der Regierung und die ÖVP hat uns mit Persönlichkeiten wie Heinrich Neisser, Michael Graf, Robert Graff oder Walter Schwimmer ordentlich niedergeprügelt. Nicht, dass ich Sympathien für die ÖVP hatte, wir waren ja Gegner, aber das war doch eine andere Qualität als heute. Dasselbe gilt übrigens auch für alle anderen Parteien."
Heute mangele es den Politikern an Visionen: "Werner Faymann, Josef Pröll - alle sind so blässlich im Reden wie im Handeln." Einen vermisst Partik-Pablé besonders: "Jörg Haider fehlt in der Innenpolitik, er hatte Visionen und fungierte als Korrektor bei Missständen."
Und hat das BZÖ ohne seinen Gründer und Mentor eine Überlebenschance? "Ich hoffe es, aber es wird schwer - ohne Wien kann man keine Wahlen gewinnen." Und in Wien sind die Orangen politisch quasi inexistent. An eine Wiedervereinigung des dritten Lagers glaubt Partik-Pablé, die 2006 aus dem Nationalrat ausschied, übrigens nicht mehr: "Leider, dazu ist es wohl zu spät."
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In Oberösterreich steht derzeit ein grünes Modell zur Wahl. Und damit ist weniger die - auf Landesebene österreichweit einzige - schwarz-grüne Koalition gemeint. Vielmehr haben die Grünen in Linz heimlich, still und leise einer uralten Tradition der Ökopartei den Garaus gemacht: ihrer Skepsis gegenüber Führungsfiguren. Oder kennen Sie einen oberösterreichischen Grün-Politiker außer Rudi Anschober?
Anschober ist nicht nur der Parteichef und einzige Landesrat der Grünen, er hat quasi auch das Kommunikationsmonopol für seine Truppe. Gelingt es ihm, bei der OÖ-Landtagswahl am 27. September den grünen Sitz der Landesregierung zu verteidigen, könnte dies auch ein bundespolitisches Signal sein, nachdem weniger manchmal mehr sein kann.