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Die Papierindustrie hadert mit den Ökostromtarifen

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Die Papierindustrie hadert seit jeher mit dem Ökostromgesetz. "Es wurden alle negativen Erwartungen übertroffen. Das Gesetz ist eine Katastrophe", stöhnen die Energieexperten aller heimischen Papierfabriken. Sie wollen eine weitere durch Ökozuschläge verursachte Verteuerung des Stroms nicht mehr hinnehmen und fordern eine Novellierung des Gesetzes.


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"Das Ziel von 4% Ökostrom ist bereits erreicht." Dies erklärt Johann Mair, Energieexperte bei Mayr-Melnhof. Gerade die Papierindustrie werde von den Ökostromzuschlägen massiv getroffen. Bei SCA-Laakirchen machten diese im vorigen Jahr 3,5 Mio. Euro aus, das sind 5% des Nettoproduktionswertes, beklagt Helmut Aichhorn, Leiter der SCA-Energieabteilung. Auch Vorstandvorsitzender Marc Lunabba ist unzufrieden, denn zusammen mit den "stranded costs" seien die Kosten sogar auf 4 Mio. Euro angewachsen. Das seien immerhin knapp 10% des Gewinnes.

Ferdinand Fuhrmann, Vorstand der Nettingsdorfer Papierfabrik, ist ebenfalls alarmiert, wenn seine Kosten auch weniger dramatisch klingen. Sein Unternehmen habe durch Ökostrom einen Mehraufwand von knapp 800.000 Euro (oder 1,8% des Nettoproduktionswertes).

Den Papierfabrikanten reicht es. Sie sind über die Ankündigung, dass das Ökostromgesetz geändert werden und ab Jänner in neuer

Gestalt vorliegen soll, erleichtert. "Es muss einen Deckel für die jährliche Förderung auf dem derzeitigen Niveau von 160 Mio. Euro geben, streicht Aichhorn hervor. Außerdem sollten seiner Meinung nur noch Anlagen, welche strengen Effizienzkriterien entsprechen, genehmigt werden.

"Das Ökostromgesetz leistet sich den Luxus, 90 bis 200 Euro pro eingesparter Tonne CO2 hinzulegen," wettert Mair. Dabei seien auf dem freien Markt maximal 10 Euro zu bekommen. Das Geld könne viel effizienter eingesetzt werden. Es sei etwas günstiger, Kleinwasserkraft zu fördern, da liege die Tonne bei "nur" 75 Euro. Obendrein fühlt sich die Papierindustrie ungerecht behandelt. "Viele Fabriken produzieren mit Biomasse auf Basis von Kraft-Wärme-Kopplung, haben aber kein Anrecht auf Förderung." Aichhorn ist enttäuscht, denn im SCA-Heimatland Schweden komme auch Ökostrom aus der Papierfabrik in den Genuss von öffentlichem Geld.