Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 10 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Es sind nicht gerade Bilder für schwache Nerven. Trümmerteile auf der Piste, heraneilende Helfer und ein regungsloser Körper - im Fall des US-Behindertensportlers und Monoskifahrers Tyler Walker ein Torso ohne Beine. Die hatte der Athlet zwar schon als Kind - also lange vor seinem Antreten bei den Paralympischen Winterspielen in Sotschi - verloren; für Irritationen sorgte der klägliche Anblick, den der Verletzte am Wochenende auf dem weichen Schnee von Rosa Chutor bot, dennoch. Ähnlich erging es den Zuschauern auf den Rängen und auch zu Hause vor den Fernsehschirmen im Fall von Walkers Landsfrau Alana Nichols. Auch sie stürzte am Montag beim Sitzend-Super-G schwer und musste mit dem Hubschrauber ins Spital geflogen werden. Allein auf Nachrichtenportalen und auf YouTube sind die beiden Stürze ob der fliegenden Trümmerteile beinahe schon ein Hit. Einen Behindertensportler muss diese Erfahrung doppelt verletzen - körperlich wie auch seelisch.
Denn schließlich kann jeder, der sein Gehvermögen auf tragische Weise verloren hat, natürlich nichts daran finden, wenn sein sportliches Scheitern - begleitet von entsetzten bis johlenden Kommentaren - wieder und wieder im Netz angeklickt wird. Das ist in einer Gesellschaft, die sich täglich in Reality-Shows à la DSDS oder Dschungelcamp am Scheitern von Mitmenschen delektiert, an sich kein Wunder. Der feine Unterschied ist jedoch der: Behindertensportler sind keine C-Promis, die es nötig haben, um jeden Preis in die Medien zu kommen oder im Netz millionenfach Clicks zu sammeln. Es sind vielmehr Menschen, die sich nach einem meist schweren Schicksalsschlag wieder zurück ins Leben - und den Sport - gekämpft haben. Und das fordert Respekt. Da kann ein Sturz noch so spektakulär sein.