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Die Partei als Markenprodukt

Von Alexander Maurer

Politik

Die Neos wollen "Markenkern und Identität" der Partei stärken.


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Wien. Nach dem Einzug in den Wiener Landtag verkündet Neos-Bundesparteichef Matthias Strolz, dass in den kommenden sechs Monaten der "Markenkern und die Identität" der Partei gestärkt werden sollen. Bereits für kommenden Montag sei eine Großklausur anberaumt. Mit Blick auf die Nationalratswahlen 2018 verspüre er Rückenwind für die Bundespartei. "Eine neue Partei, eine neue Marke einzuführen in die politische Landschaft dauert einige Jahre", meint Strolz.

Aber passen "Partei" und "Marke" eigentlich zusammen? Seitens der Neos betont man auf Anfrage der "Wiener Zeitung", dass es bei der Schärfung der "Marke" vor allem darum ginge, die Außenwirkung der Partei zu definieren. In Wien wurden die Neos laut Nachwahlanalysen erstmals aufgrund ihrer Positionen gewählt. "In diese Richtung wollen wir uns weiterentwickeln und stärker kommunizieren, wofür wir stehen. Die inhaltliche Arbeit bleibt davon unberührt."

"Grundsätzlich gehen ,Markenkern stärken‘ und ,Inhalte schärfen‘ schon zusammen. Das ist meiner Ansicht nach auch dringend notwendig", meint Politologe Thomas Hofer im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Denn die Neos hätten es in den vergangenen Jahren verabsäumt, eine Marke aufzubauen. "Sie haben sich das Neue, Frische und Interessante genommen und sich mehr in die Defensive manövriert", erklärt der Politologe. Der Einzug in den Wiener Landtag sei nach Niederlangen vor allem in der Steiermark und Oberösterreich für die Neos "so wichtig wie ein Bissen Brot".

Die Neos hätten ihr Potenzial bei den Wien-Wahlen aber nicht vollständig ausgeschöpft, ist Hofer überzeugt. "Natürlich haben sie sich bei der ÖVP bedient und auch ein paar Wähler von SPÖ und den Grünen abschöpfen können, aber ihr Potenzial lag bei acht bis neun Prozent." "Die Neos haben meiner Ansicht nach auch deshalb keinen guten Wahlkampf geführt, weil sie sich zwar nicht ausschließlich, aber sehr stark auf Strache eingeschossen haben", führt Hofer weiter aus.

"FPÖ-Bashing ist zu wenig"

Zwar dürfe und müsse die Partei diese Position vertreten, um ihre Kernwähler zu bedienen, jedoch hätten sich auch alle anderen Parteien gegen die FPÖ gestellt. ",Nur eine neue Kraft kann Strache stoppen‘ aufs Plakat zu schreiben, reicht da einfach nicht."

Um ihr Profil zu schärfen, hätten sich die Neos stärker als Oppositionspartei zur Stadtregierung positionieren können. Dann wären sogar mehr Stimmen von unzufriedenen SPÖ-Wählern lukrierbar gewesen. Auch die Grünen wären angreifbar gewesen, da sie als Koalitionspartner im Rathaus sitzen. "Mehr Geld für Bildung statt Verwaltung und Inserate zu fordern war da schon ein guter Ansatz, aber der wurde nicht stark genug verfolgt", sagt Hofer. "Ohne den Fokus auf Strache-Bashing wären sogar Stimmen von der FPÖ drin gewesen."

Bereits das Liberale Forum (LIF) stolperte im Nationalratswahlkampf über diese "Fremdbestimmung", wie der Politologe es nennt. "Das LIF ließ sich irgendwann mal rein darauf reduzieren, gesellschaftsliberal zu sein. Aber das waren SPÖ und Grüne auch."

Neos als ÖVP-Ersatz

Daher müssen die Neos "inhaltlich ein paar Pflöcke einschlagen, weil man sich nicht darauf verlassen kann, dass es bei den nächsten Nationalratswahlen so läuft wie letztes Mal." Denn neben harter Arbeit hatten die Neos ihre Stimmen auch späten Ausrutschern von ÖVP und Team Stronach zu verdanken, wie Wahlkartenergebnisse zeigen. Zumindest in Wien stehen laut Hofer die Chancen für die "Pinken" nicht so schlecht. "Nachdem es die ÖVP hier so zerbröselt hat, können sich die Neos als neue bürgerliche Alternative positionieren."