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Die Party ist vorbei - Catering in der Krise

Von Monika Jonasch

Wirtschaft

Die Corona-Krise ist ein Schock für Catering-Unternehmen. Ihre Business-Modelle wurden geradezu pulverisiert: Keine Großevents, keine Feste, wenig Schulessen - Do&Co, Gourmet und Max Catering erzählen, wie sie trotzdem weitermachen.


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Plötzlich war Schluss mit lustig: Im Frühling 2020 gab es praktisch von einem Tag auf den anderen keine Großevents, keine Firmenfeiern, keine Hochzeiten, zeitweise nicht einmal Kantinen oder Schulverpflegung mehr - ein heftiger Schock für die Catering-Branche.

"Im klassischen Sinne gab es gar kein Geschäft mehr", erzählt Markus Lahmer, Geschäftsführer von Max Catering aus Wien-Oberlaa im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Der Internetauftritt des Familienunternehmens ist dennoch überraschend positiv: Die Mitarbeiter danken da ihren Chefs, dass sie trotz Krise nicht gekündigt wurden. "Wir sind ein Familienunternehmen und stehen zu unserer Verantwortung für die Mitarbeiter und ihre Familien. Die Catering-Branche ist total am Boden heuer, das ist kein Geheimnis. Aber wir hoffen auf baldige Besserung. Was bleibt uns schon anderes übrig?", meint Lahmer pragmatisch.

Do&Co: Eine Milliarde Euro in einer Woche vernichtet

"Wir haben im Frühling in einer Woche eine Milliarde Euro Umsatz weltweit vernichtet", nennt Attila Dogudan im Interview die Dinge schonungslos beim Namen. Sein börsennotiertes Unternehmen sei zwar "sehr breit aufgestellt", aber der Umsatzeinbruch von bis zu 80 Prozent sei in allen Ländern zu spüren.

"Es ist zu einem weltweiten Stillstand gekommen, es gibt keine Kongresse, keine Firmenfeiern, kaum noch Flugverkehr", erläutert er. Von den vormals 12.000 Mitarbeitern sind noch 9.000 übrig, "wo möglich" sind sie in Kurzarbeit.

"Es war wirtschaftlich ein schwieriges Jahr, mit deutlichen Umsatzrückgängen in allen Geschäftsbereichen. In der Gastronomie und Eventgastronomie waren es bis zu 90 Prozent weniger. Das Verbot von Veranstaltungen, die Schließungen bei Gastronomie und Bildungseinrichtungen sowie Kurzarbeit und Homeoffice bei vielen Business-Kunden haben natürlich starke Auswirkungen auf unser Geschäft", heißt es auf Anfrage auch von Gourmet. Das Unternehmen beliefert seit 40 Jahren den österreichischen Markt in Sachen Gemeinschaftsverpflegung, versorgt Events betreibt Cafés und Restaurants und ist für Kindergarten-, Schul- und Heimverpflegung zuständig.

Vom Essen aus der Box und anderen Strategien

So unterschiedlich die drei Catering-Firmen sind, Aufgeben ist für keine von ihnen eine Option. Man werkt allerorten an Geschäftsmodellen für die Post-Corona-Ära.

"Normalerweise tüfteln wir neben dem operativen Geschäft an neuen Ideen. Momentan haben wir halt dafür mehr Zeit", versucht es Lahmer von Max Catering mit Humor. Die "ChristMax-Box" ist ein Ergebnis dieser Tüfteleien. Durch Zufall und auf Kundenwunsch entstanden, auf Social Media gut angekommen, sorgte sie für einen kleinen Überraschungseffekt im Corona-Jahr. "Das läuft sensationell!", freut sich Markus Lahmer. Die kleinen Boxen werden derzeit auf den Wunsch von Firmen an deren Mitarbeiter ausgeliefert. Dann feiert man - zwar nur virtuell, aber dennoch gut verpflegt - gemeinsam Weihnachten. "Die paar Boxen sind natürlich kein Ausgleich, die Lieferkosten sind etwa gleich hoch wie die Kosten für die Speisen, aber unsere Leute sind beschäftigt und wir probieren Neues aus. Und wer weiß, nach der Krise wird das vielleicht einmal ein Geschäft", meint Lahmer.

Auch bei Do&Co wird an neuen Ideen gebastelt. Dort heißt das Produkt in der Box "Lazy Chef" und versorgt Privatkunden zu Hause mit hochwertiger Verpflegung. Aber Dogudan wäre nicht Do&Co, wenn er nicht in entsprechend großen Dimensionen denken würde: "Noch ist der Umsatz überschaubar, aber das wird noch interessant. Wir verändern unsere Geschäftsmodelle, glauben an die nächste Evolutionsstufe. Und die bedeutet Bausteine liefern, damit die Menschen fertige oder halbfertige, qualitativ hochwertige Speisen nach Hause bekommen, bio, von lokalen Anbietern und aus der Region."

Die Konkurrenz verortet Dogudan bei den Supermärkten und ihren Fertigspeisen. Aber es gehe eben nicht um unbegrenzte Haltbarkeit, sondern die Kunden wünschen sich frische Ware, meint er. Dafür tüftelt man beim Catering-Konzern an einem umfangreichen Filialnetz kleiner Abholstationen in Kundennähe, wo die Speisen zur Selbstabholung bereitstehen sollen. Denn mit Fremdzustellern zu arbeiten, das rechne sich nicht, bestätigt auch Dogudan die Erfahrungen von Max Catering.

Bei Gourmet konzentrierte man sich unterdessen auf die Belieferung diverser institutioneller Kunden, eine Herausforderung bei rasch wechselnden Voraussetzungen. "Es ist uns gelungen, unseren Versorgungsauftrag für Kindergärten, Schulen, Unternehmen, Heime und Spitäler, Essen auf Rädern und den Lebensmitteleinzelhandel zu erfüllen", heißt es von Geschäftsführer Herbert Fuchs. Dass man trotz Krise voll lieferfähig gewesen sei, habe für "sehr viel positives Echo" gesorgt. Das Vertrauen der Kunden und der Zusammenhalt in der Krise sei sogar gewachsen, so der Gourmet-Chef. Dennoch sei es eine "tägliche Herausforderung", die stark schwankenden Esserzahlen zu managen und trotzdem wirtschaftlich arbeiten zu können, gibt er zu.

Zwei Jahre bis zur Normalität - desillusioniert aber innovativ

Die Catering-Industrie muss sich neu erfinden, denn die Pandemie wird wohl noch länger Auswirkungen auf das Geschäft haben. Erst in ein bis zwei Jahren, rechnet man bei Max mit einer Rückkehr zu Normalität. Mit guten eineinhalb Jahren rechnet Dogudan, der sich dabei am Verlauf der Spanischen Grippe orientiert.

Bei Do&Co bereitet man unterdessen tief einschneidende Umstellungen vor. "Bisher haben wir zwei Drittel unseres Geschäfts im B2B-Bereich, mit Fluglinien, der Formel 1, großen Firmenevents gemacht und nur ein Drittel mit Privatkunden. Künftig wollen wir das auf halbe-halbe umstellen und viel mehr mit Endkunden arbeiten", skizziert Dogudan den Weg. Inzwischen müssen harte Einschnitte das Unternehmen am Leben erhalten. "Die Kosten müssen runter, die Liquidität muss gesichert werden. Wir müssen uns neu aufstellen, schlank sein, damit wir danach schneller und innovativer als die Konkurrenz wieder durchstarten können", lässt er keinen Zweifel daran, wie hart diese Zeit auch für seine Firma ist.

"Österreich ist super!" - Staatshilfen kommen gut an

Alle drei Unternehmen sehen in den Staatshilfen eine große Erleichterung über die Krise zu kommen.

"Wir haben im ersten Lockdown einen Teil unserer Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt, bis die Schulen wieder offen waren, unsere Vorräte an die Wiener Tafel gespendet. Der zweite Lockdown war besser zu planen, weil mehr Kinder in der Schule waren, trotzdem haben wir da nur ein Fünftel des üblichen Umsatzes gemacht", erklärt Markus Lahmer. Die staatliche Unterstützung helfe wirklich und komme gut an.

Die Corona-Kurzarbeit und die Umsatzentschädigung helfen auch bei Gourmet, Arbeitsplätze zu sichern. "Denn es ist uns sehr wichtig, dass wir nach der Corona-Pandemie mit unseren bewährten Teams starten können", so Herbert Fuchs.

"Österreich ist echt super," meint gar Dogudan begeistert. Die Unterstützung vom Staat sei verglichen mit anderen Ländern wirklich gut.

Alle drei Caterer betonen aber auch unisono, vor der Krise mit mehreren Standbeinen gut gewirtschaftet zu haben, und hoffen als derart gesunde Unternehmen danach wieder schnell Terrain gewinnen zu können.

Und nächstes Jahr? "Ich lasse mich impfen. Es gibt keine andere Wahl. Sonst geht uns nicht nur das Geld aus, sondern die Welt unter", meint Dogudan da nur lapidar.