Parteitage in den USA sollen die Kernwähler motivieren.
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Sie sind eine Werbungsendung für das Wählen. Die Parteitage in den USA - gerade ist die Democratic National Convention vorbeigegangen, die Republican National Convention steht kurz bevor - sind normalerweise große Events mit Tausenden von Luftballons und vielen Music Acts, um die Zuschauer bei der Stange zu halten, um dann noch den nächsten Politiker mitzunehmen, der oder die davon spricht, wie das Leben durch den Kandidaten der jeweiligen Partei besser werden könnte. In Nicht-Corona-Zeiten sind das Massenveranstaltungen, die ein Europäer am besten mit der Atmosphäre in einem Fußballstadion vergleichen kann. Momentan sind es nur ein paar Stunden Live-Moderation von eingespielten Videos. Dafür haben bei den Demokraten wirklich alle - von Ex-Präsident Jimmy Carter bis Barack Obama - Zeit gehabt, für ihren Kandidaten Werbung zu machen.
Diese mehrtägigen Parteitage in den USA sind nicht dafür da, um eingefleischte Wähler von einer Partei zur anderen zu locken. Sie sind einzig dazu da, die Kernwähler zu motivieren, die Botschaft weiter nach außen zu tragen und vielleicht ein paar Unentschlossene nicht nur in die eigene Richtung zu bewegen, sondern überhaupt in Richtung Wahlkabine. Denn die Weltmacht USA hat schon lange eine erschreckend niedrige Wahlbeteiligung.
Bei den Präsidentschaftswahlen 2016 haben nur 55,5 Prozent der Bevölkerung ihre Stimme abgegeben. Zum Vergleich: Bei der österreichischen Nationalratswahl waren es 2019 immerhin 75,6 Prozent - und da haben bereits alle über das schwindende Politikinteresse geklagt.
Wählen ist in den USA allerdings auch etwas komplizierter. In Österreich ist
man wegen des verpflichtenden Meldesystems eben genau das: gemeldet. In den USA ist eine Wahl der einzige Grund, sich zu registrieren, was je nach Bundesstaat unterschiedlich mühsam ist. Und auch der Wahltag an und für sich ist eine Hürde: Gewählt wird immer an einem Dienstag - und in rund zwanzig der Bundesstaaten ist es nicht einmal gesetzlich garantiert, dass man für die Stimmabgabe seinem Arbeitsplatz fernbleiben darf. Andere räumen ihren Angestellten eine Stunde zum Wählen ein. Die reicht aber auch nicht immer aus.
Es braucht also einen besonderen Ansporn, um die Menschen zum Wählen zu animieren. Das geht vor allem über Emotionen. 25 bis 30 Prozent der registrierten Wähler dürften jedenfalls für Amtsinhaber Donald Trump stimmen. Die sind emotionalisiert über ihre bis ins Irrationale geschürte Angst vor einem Waffenverbot, vor Abtreibungen, vor Migration, vor dem Kommunismus. Die Demokraten setzen diesen Emotionen vor allem die Angst vor weiteren vier Jahren Trump entgegen. Es wird sich zeigen, was mehr motiviert.