Teheran wettert gegen "Zionisten". | Arbeitsteilung mit radikalen Milizen. | Teheran. Die Mullahs im Iran gießen in diesen Tagen mächtig Öl ins Kriegsfeuer. Parlamentspräsident Gholam-Hossein Hadad-Adel kündigte den Beginn eines großen Krieges an und Irans oberster Religionsführer Ayatollah Ali Khamenei präzisierte in einer außergewöhnlich emotionalen TV-Ansprache: "Die Zionisten sind ein satanisches Krebsgeschwür und Israel ein infektiöser Fötus für alle Muslime der Welt."
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Auch die Medienlandschaft zieht mit. Die Zeitung "Kayhan" etwa kommentierte diese Worte kurz und tödlich: "Israel müssen wir von der Landkarte wischen. Die Vernichtung des zionistischen Regimes ist nicht nur eine religiöse und nationale Pflicht, sondern auch eine universelle Menschenpflicht, von der kein Muslim und kein freier Mensch ausgenommen werden kann. Die Zionisten sind überall auf der Welt verstreut. Daher dürfen und müssen sie auch überall angegriffen werden."
Hinter den Kulissen versuchen die Führungskräfte des Gottesstaates natürlich auch ihre Regionalmacht zu stärken und haben einen Masterplan zur "Rettung" der Region vorbereitet. Im Mittelpunkt steht die uneingeschränkte Unterstützung der Hisbollah, die laut der saudi-arabischen Zeitung "Al-Watan" auch in einem Abkommen mit Syrien festgelegt wurde. Irans Hisbollah, die enge Beziehungen zur gleichnamigen Gruppe im Libanon hat, will 2000 Iraner in den Libanon schicken, um, "wenn Amerika es wolle", den dritten Weltkrieg zu beginnen.
Iran unterstützte seit 1982 die Hisbollah mit Geld und mit Waffen, später die Hamas. Damaskus legte je nach Zustand seines Verhältnisses zu Israel den Aktionsradius der Hisbollah im Libanon fest. Die Arbeitsteilung war klar: Hamas und Hisbollah bekriegen Israel mit ihren Raketen und Attentätern auf den Schlachtfeldern. Auf der Bühne der Weltpolitik bieten Iran und Syrien Israel und dessen verhasster Schutzmacht USA die Stirn.
Sie ergänzen sich, die beiden souveränen Staaten und die beiden gewaltbereiten Milizen. Die Milizen sind zu Nadelstichen und zu mehr in der Lage, um ihre Paten zu entlasten. Die Paten wiederum sorgen für den Sauerstoff ihrer nichtstaatlichen Partner. Die Arbeitsteilung funktionierte aus ihrer Sicht: Die Vereinigten Staaten haben heute auf keinen der vier Akteure mehr Einfluss, und Israel ist von zwei islamistischen Bewegungen umgeben, deren Unterstützung als Folge der israelischen Militärschläge weiter wächst.
Enger wird unterdessen die Zusammenarbeit zwischen Teheran und Damaskus. Zuletzt hatte vergangene Woche der Atomunterhändler Ali Larijani Damaskus besucht.
Symbiose mit Damaskus
Dort hatten schon vor Monaten Irans Präsident Mahmud Ahmadi-Nejad und sein syrischer Kollege Baschar al Assad erklärt, dass ihre Positionen in internationalen Fragen identisch seien. Der für seine Hasstiraden gegen Israel bekannte Ahmadi-Nejad besuchte damals die lokalen Vertreter der Hamas, des Hisbollah und des islamischen Jihad. Am 13. März verkündeten Damaskus und Teheran in einer gemeinsamen Erklärung, gemeinsam wollten sie den USA "Schaden und Schmerzen" zufügen, sollten sie das iranische Atomprogramm verhindern.
Für weiteren Zündstoff im Westen wird das Ergebnis einer Reihe langer Telefonate zwischen Teheran und Damaskus sorgen: Die Aktivierung eines vor längerem beschlossenen vertraulichen Abkommens zur strategischen Zusammenarbeit. Es beinhaltet gegenseitige Hilfe bei Sanktionen und bei militärischen Konfrontationen. Syrien hat sich verpflichtet, bei Bedarf iranische Waffen zu lagern.
Mit einer Reihe von Verträgen zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit haben beide Staaten in jüngster Zeit auch ihre Volkswirtschaften stärker verbunden. Zudem hat Iran versprochen, eine Öl- und Gasleitung über den Irak nach Syrien zu bauen, um den Verbündeten, dessen Ölproduktion zurückgeht, mit preiswerter Energie zu versorgen.