Nationalbank sieht nun Beschleunigung des heimischen Wirtschaftswachstums auf 2,2 Prozent.
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Wien. "Die Phase des Nachhinkens ist vorbei", sagt Nationalbank-Chef Ewald Nowotny. Heuer werde das Wirtschaftswachstum Österreichs erstmals seit 2013 stärker als das der Eurozone sein. Die Aussichten für die heimische Wirtschaft hätten sich jedenfalls "deutlich verbessert", so Nowotny.
Hat sich das Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) bereits im Vorjahr auf 1,4 Prozent beschleunigt, so rechnet die Nationalbank (OeNB) für 2017 mit einer weiteren Wachstumsbeschleunigung - und zwar auf 2,2 Prozent, womit sie ihre bisherige Prognose vom Dezember recht deutlich um 0,7 Prozentpunkte nach oben revidiert hat. Zum Vergleich: Für die gesamte Eurozone hat die Europäische Zentralbank (EZB) zuletzt ein Wachstum von 1,9 Prozent für heuer prognostiziert.
Dass die OeNB das Konjunkturbild für Österreich nun in wesentlich helleren Farben zeichnet, hat damit zu tun, dass es laut Nowotny mit den Investitionen, den Exporten und dem vor allem durch die Steuerreform gestärkten privaten Konsum gleich drei Säulen gibt, die den Aufschwung tragen. Zudem seien die politischen Unsicherheiten in Europa - etwa rund um den Brexit - etwas geringer geworden, ergänzt OeNB-Chefökonomin Doris Ritzberger-Grünwald. Sie spricht von einem "bilderbuchhaften Aufschwung, der breit abgestützt ist".
Arbeitslosenrateerstmals seit 2011 rückläufig
Aus Sicht der Notenbank bleibt die heimische Konjunktur auch 2018 und 2019 am Köcheln. Allerdings werde sich die Dynamik des Wirtschaftswachstums etwas abschwächen - zunächst auf 1,7 Prozent und dann auf 1,6 Prozent. In beiden Fällen hat die OeNB ihre Prognosen vom vergangenen Dezember aber leicht angehoben: um 0,2 Prozentpunkte für 2018 und um 0,1 Prozentpunkte für 2019.
"Auf dem Arbeitsmarkt ist die konjunkturelle Aufhellung bereits 2016 angekommen", sagt Ritzberger-Grünwald. So sei die Beschäftigung nicht nur - wie in den Jahren davor - im Dienstleistungssektor, sondern auch in der Industrie ausgeweitet worden. Auch die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden sei deutlich gestiegen. Für 2017 rechnet Ritzberger-Grünwald mit einer Fortsetzung der positiven Beschäftigungsentwicklung. In den beiden Folgejahren werde sich hier die Wachstumsdynamik mit dem Nachlassen der Konjunktur aber leicht abschwächen.
Indes sinkt die Arbeitslosigkeit erstmals seit 2011, wenn auch nur langsam. Hat die Arbeitslosenrate (nach EU-Definition) noch im vergangenen Jahr mit 6,0 Prozent einen historischen Höchstwert erreicht, sollte sie nach Einschätzung der Nationalbank im heurigen Jahr auf 5,7 Prozent zurückgehen, 2018 auf 5,5 Prozent und 2019 auf 5,4 Prozent. Ritzberger-Grünwald verweist dabei auf die konjunkturbedingt hohe Nachfrage nach Arbeit, aber auch auf arbeitsmarktpolitische Sondermaßnahmen wie etwa den "Beschäftigungsbonus". Was den Rückgang der Arbeitslosigkeit aber bremse, sei das anhaltend starke Wachstum des Arbeitskräfteangebots.
Die Inflationsrate sieht die OeNB heuer mit 2,0 Prozent wegen der höheren Energiepreise doppelt so hoch wie im Jahr davor. Für 2018 und 2019 geht sie von jeweils 1,8 Prozent aus. Preisstabilität ist aus EZB-Sicht dann gegeben, wenn die Inflation knapp unter zwei Prozent liegt.
"GefährlicheZeiten für das Budget"
Für die gesamtstaatliche Budgetdefizitquote prognostiziert die Nationalbank bis 2019 mit Hinweis auf die gute Konjunktur und die niedrigen Zinsen einen Rückgang auf 0,5 Prozent des BIP. Weiter sinken sollte auch die Staatsschuldenquote. Den jüngsten Warnungen des Fiskalrats hat sich am Freitag auch Notenbank-Chef Nowotny angeschlossen: "Vorwahlzeiten sind immer gefährliche Zeiten für das Budget." Dies gelte sowohl für Zusatzausgaben durch Wahlversprechen als auch für Steuersenkungsvorschläge ohne Gegenfinanzierungen.