Der bei der Österreichischen Post AG für das Filialnetz, die Güterbeförderung und KEP (Kurier Express Paket) zuständige Vorstand Josef Halbmayr wird seine Funktion bei der Aufsichtsratssitzung am 15. Mai zurücklegen. Der Rücktritt Halbmayrs soll am Mittwoch auf eigenen Wunsch erfolgt und mit "persönlichen Gründen" unterlegt worden sein.
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Dieser noch inoffizielle Tatbestand wurde der APA aus Post-Kreisen bestätigt. Dem Vernehmen nach soll Halbmayr mit der Absicht nicht einverstanden gewesen sein, die Post teilweise zu verkaufen. "Wir können das weder dementieren noch bestätigen", sagte die Sprecherin des Post-Aufsichtsratsvorsitzenden und ÖIAG-Vorstandes Peter Michaelis, Viktoria Kickinger.
"Erlaubnis, aber kein Auftrag"
In welchem Umfang der Verkauf von Post-Anteilen erfolgt, wurde im Vorfeld der Aufsichtsratssitzung heute, Freitag, noch nicht bekannt. Der ÖIAG-Aufsichtsrat werde laut Kickinger jedenfalls keinen Auftrag für eine mehrheitliche Post-Privatisierung erteilen, sondern nur die Suche nach einem strategischen Partner offiziell absegnen. "Von einem mehrheitlichen Verkauf steht nichts in dem Papier", so Kickinger zur APA.
Dabei handelt es sich jedoch um eine rhetorische Spitzfindigkeit, der Mehrheitsverkauf sei nichts desto Trotz in Vorbereitung, hieß es am Donnerstag aus informierten Kreisen gegenüber der "Wiener Zeitung". Ein Auftrag werde zwar nicht wortwörtlich erteilt, aber der Post-Vorstand erhalte die "Erlaubnis", einen Partner zu suchen, der sich mit bis zu 75% an der Österreichischen Post AG beteiligen kann. Eine denkbare Möglichkeit sei es, in einem ersten Schritt die Sperrminorität (25% plus 1 Aktie) anzubieten und in den Gesellschaftervertrag die Kaufoption für weitere Anteile zu fixieren. Diese Variante hält auch der Pressesprecher der Postgewerkschaft, Martin Palensky, für denkbar. Die Deutsche Post, die als klarer Favorit für eine Übernahme von Anteilen an der Österreichischen Post AG gilt und ihr grundsätzliches Interesse bereits bekundet hat, habe an Minderheitsbeteiligungen kein Interesse, meint Palensky. Eine Bereicherung für die Österreichische Post sieht der Belegschaftsvertreter im Fall einer Übernahme durch die Deutschen nicht, weil sich die Kerngeschäfte der beiden Postdienstleister so gut wie gleichen würden. Wenn schon eine Partnerschaft, dann eine solche, "durch die wir was Neues lernen könnten", so Palensky.
Die Gewerkschaft tritt nach wie vor vehement für eine "Stand alone"-Variante ein: Die Österreichische Post AG könne sich als "EU-konformer nationaler Player mit hohem Qualitätsanspruch" profilieren, ist Palensky überzeugt. Dazu müsse man auch den Wiedereinstieg ins Paketgeschäft anpeilen. Am Mittwoch dem 14. Mai, einen Tag vor der Hauptversammlung und Aufsichtsratssitzung der Post AG, will die Belegschaftsvertretung in einer Kommunikationskampagne mit dem klingenden Namen "Phönix" unter anderem ihre Position zu den Verkaufsabsichten der Bundesregierung darlegen. Es handle sich um einen "Mix aus klassischen und nicht klassischen Mitteln der gewerkschaftlichen Arbeit".