Lehmann-Kollaps hat Auswirkungen für Kunden. | AIG-Krise weitgehend folgenlos. | Die mutmaßliche Pleite des großen US-Investmenthauses Lehman Brothers wird auch Spuren in der österreichischen Versicherungslandschaft ziehen. Die Fast-Pleite des US-Versicherungsriesen AIG wird dagegen kaum Probleme schaffen. Lehman verursacht Probleme vor allem in zwei Bereichen - nämlich als Garantiegeber für die geförderte Pensionsvorsorge und als Emittent von Anleihen.
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Die vom Staat geförderte Pensionsvorsorge ist mit einer Kapitalgarantie versehen. Das bedeutet, der Kunde bekommt zumindest das eingezahlte Kapital wieder zurück. Die meisten Versicherungen decken diese Garantie durch einen ausländischen Garantiegeber ab.
Bei Lehman taten dies unter anderem Generali, Allianz und Wüstenrot, die Städtische deckte sich ebenso wie Uniqa bei einer anderen Firma ein. Dafür muss rund ein Prozent der Versicherungssumme auf den Tisch gelegt werden, wobei die Verträge meist auf 10 bis 15 Jahre laufen und mittels Jahresprämie bezahlt werden.
Das heißt: Geht Lehman pleite, ist höchstens eine Garantie-Jahresprämie weg. Der heimische Versicherer muss sich einen neuen Garantiegeber suchen, der höchstwahrscheinlich um einiges mehr verlangen wird. Die Versicherung könnte das Risiko auch selbst übernehmen, müsste dies aber mit Eigenkapital unterlegen. Für den österreichischen Versicherungskunden ändert sich im Moment gar nichts, er könnte nur am Ende der Laufzeit vielleicht einen etwas geringeren Ertrag bekommen.
Bei den beliebten fondsgebundenen Lebensversicherungen trägt der Kunde das Risiko, es gibt allerdings einige Produkte mit Garantiezusagen. Wer diese bei Lehman abgesichert hat, muss sich im Fall des Falles einen neuen Garantiegeber suchen.
Weit unangenehmer trifft es Versicherungen (aber natürlich auch private Käufer), die im Rahmen ihrer internationalen Kapitalveranlagung Anleihen von Lehman erworben haben. Bei einer Lehman-Pleite ist dieses Geld weg. Das trifft etwa die Uniqa, dem Vernehmen nach mit einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Der Betrag bei der Wiener Städtischen soll weit geringer sein - er könnte gerade einmal in den zweistelligen Millionenbereich kommen.
AIG ist dagegen kein wirkliches Problem für den österreichischen Versicherungsmarkt, da die Firma weiter tätig sein wird. Im Rückversicherungsgeschäft arbeiten die heimischen Versicherungsfirmen vorrangig mit Swiss Re und Münchener Rück zusammen, aber auch mit AIG.
In Fachkreisen geht man nicht einmal davon aus, dass durch die AIG-Turbulenzen die Rückversicherungsprämien steigen werden, da muss schon ein Hurrikan kommen. Die AIG ist auch in verschiedenen osteuropäischen Ländern mit kleineren und größeren Unternehmen mit einem Prämienvolumen von rund 1,2 Milliarden Euro aktiv. In Rumänien und Polen hat man mehr als vier Prozent Marktanteil, in Ungarn zwei Prozent. Würde sich AIG aus den CEE-Ländern zurückziehen, will sich Uniqa diese Gesellschaften "genauer ansehen".
AIG ist in Österreich mit einer Tochtergesellschaft vertreten, die im Großkundengeschäft (etwa bei Feuerversicherung) tätig ist. Da die AIG nun andere Sorgen hat, könnte der Fall eintreten, dass es am österreichischen Markt einen Konkurrenten weniger gibt.