Zum Hauptinhalt springen

Die Poesie der Sachlichkeit

Von Judith Schmitzberger

Kommentare

Größe ist nicht alles, Geld auch nicht. Dass dieser Satz nicht nur ein höhnischer Trost für all jene ist, die es nicht so weit geschafft haben wie gewünscht, sondern etwas mit der Realität zu tun hat, zeigt die Jury-Entscheidung der Architektur-Biennale in Venedig. Dort wurde gerade als bester von 53 nationalen Beiträgen der des kleinen arabischen Königreichs Bahrain mit dem Goldenen Löwen prämiert.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

In einer der Industriehallen im Arsenale zeigt der Staat am Persischen Golf bei seiner ersten Teilnahme eine schlichte Dokumentation des schnellen gesellschaftlichen Wandels in der arabischen Welt. Ohne Moralkeule, durch eine einfache, klare Inszenierung. Die zentrale Arbeit "Wiedergewinnung" besteht aus auf Stelzen stehenden, naturgetreu nachgebauten Holz-Strandhütten, in denen Interviews mit ihren Bewohnern gezeigt werden. Gesprochen wird über Landgewinnung, industrielle Entwicklung und Probleme von Fischern, die plötzlich keinen Zugang zum Wasser mehr haben. Auf den ersten Blick alltägliche Themen, die ein wesentlich größeres ansprechen: Die Frage nach der Bedeutung des Meeres als öffentlichem Raum. Ein globales Thema, erläutert anhand von architektonischen und soziologischen Beispielen eines konkreten Landes. Sinnlich aufbereitete Theorie mit viel Tiefgang. Sachlich und doch poetisch.

Beruhigend, dass der Weg manchmal auch dann zum Ziel führt, wenn man einfach alles richtig gemacht hat.