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Die Politik als Serienheld

Von Bernhard Baumgartner

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Wer sich angesichts der Nachrichten aus der Politik in einer von findigen Autoren erdachten Unterhaltungsserie wähnt, liegt zumindest in Dänemark nicht gänzlich falsch. Dort "regiert" im staatlichen Fernsehen nämlich eine äußerst beliebte Politikerin, die erfundene Ministerpräsidentin Birgitte Nyborg. Die ist der Star der Serie "Borgen" und muss sich dort mit dem Chaos in Politik, Privatleben und Kindererziehung herumschlagen. Bereits drei Staffeln lang konnte sich die TV-Politikerin behaupten, die Serie ist ein Verkaufsschlager und auch im Ausland sehr beliebt (die ARD zeigt sie ab Freitag).

Doch was ist da noch Fiktion, was ist halbwahr und was ist schon reale Politik? Die Unterscheidung fällt aufgrund der populären Figur offenbar immer schwerer. Nun hat die konservative Opposition, aus dem "richtigen" Parlament eine Initiative zum kontroversen Thema Prostitution exakt an dem Sonntag gestartet, an dem sich TV-Regierungschefin Nyborg im "fiktiven" Parlament gegen die Kriminalisierung von Sex-Käufen aussprach. Nun vertritt die bei den Zuschauern extrem populäre "TV-Ministerpräsidentin" dieselbe Meinung wie in den Nachrichtensendungen die konservative Oppositionsfrau.

Das finden die Konservativen ziemlich clever. Ist es aber nicht, denn die Zuseher wissen natürlich ganz genau, woher der Wind weht. Eine so plumpe Beeinflussung findet man tatsächlich selten - und so etwas ist für die Fans der Serie nicht wirklich lustig. Dass sich die Politik in die Lieblingsserie einmischt - das fehlt ja gerade noch! Gibt es

nicht gerade wieder irgendein Euro-Land zu retten?