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Die Politik lässt immer mehr kalt

Von Walter Hämmerle

Politik

Imas-Studie: 70 Prozent haben kein Interesse an Politik. | Junge, Frauen und Freiheitliche besonders betroffen. | Wien. "Wie sehr beschäftigen Sie sich gedanklich mit den aktuellen innenpolitischen Vorgängen und Problemen?" Diese Frage stellte das Linzer Imas-Institut 1086 nach dem Zufallsprinzip - und damit repräsentativen - ausgewählten Österreichern (Erhebungszeitraum Ende Oktober bis Anfang November). Und das Resultat sollte Parteien und Politikern genauso zu denken geben wie den Medien.


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Nur noch 29 Prozent der befragten Personen interessieren sich demnach für die innenpolitischen Vorgänge; nur acht Prozent tun dies "sehr stark", 21 Prozent "ziemlich stark". Demgegenüber interessieren sich 43 Prozent "nicht besonders stark" und 21 Prozent, "gar nicht" beziehungsweise gaben keine Antwort.

Besonders desinteressiert zeigen sich die Jungen (bis 29 Jahre) mit 80 Prozent, Frauen mit 75 Prozent und Personen, die nur über einen Hauptschulabschluss verfügen (ebenfalls 80 Prozent). Männer sind demgegenüber "nur" zu 67 Prozent nicht oder kaum an der Innenpolitik interessiert, Personen mit Matura oder Universitätsabschluss zu 60 Prozent. Die Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre hat somit nicht zu einer Politisierung der Jugend geführt, wie vielfach gehofft.

Auch Stammwähler sind Politik-Muffel

Bemerkenswert ist auch die erstaunlich hohe Politikabstinenz bei deklarierten Parteianhängern. Vorne lagen dabei Stammwähler des dritten Lagers, von denen sich 68 Prozent nicht oder kaum für Politik interessieren. ÖVP- und Grünwähler liegen hier am besten (61 Prozent), SPÖ-Anhänger dazwischen.

Rekordwerte erreichte das politische Interesse dagegen zu Anfang des neuen Jahrtausends, als die Bildung der schwarz-blauen Bundesregierung und die EU-Sanktionen das Land in zwei Lager spaltete. Anfang 2000 lag deshalb der Anteil derjenigen, die sich für die Innenpolitik interessieren, bei 56 Prozent. Seit dem geht es, mit wenigen Unterbrechungen, kontinuierlich bergab mit dem politischen Interesse der Bürger.

Auf die Zufriedenheit der Bürger als Erklärung für deren Desinteresse sollte die Politik laut Imas besser nicht spekulieren: Nur 25 Prozent der Bürger werten das Hier und Heute als glückliche Periode, 53 Prozent sehen es dagegen als schwierige Zeit.

Für die Studienautoren drängt sich eher Resignation als Folge unbewältigbar erscheinender Zukunftsprobleme auf.