Gegen eine Hyperinflation sind jetzt Rechenkunst und Maßhalten gefragt.
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Seit die Europäische Zentralbank ihren Leitzinssatz von 0 um 50 Basispunkte auf 0,5 Prozent erhöht hat, steigen die Zinsen im Bankensystem und an den Kapitalmärkten. Für einige Staaten ist es bereits zunehmend teurer geworden, sich zu verschulden und ihren Schuldendienst zu leisten. Kreditinstitute beenden die Negativzinsen für (größere) Einlagen, die Zinsen für Kredite steigen, was an den Zinssätzen für Wohnbaukredite besonders deutlich wird. Wenn die Refinanzierungskosten steigen, dann steigen auch die Preise für Waren, Güter und Dienstleistungen. Gesteigert wird diese zinsinduzierte Verteuerung durch die Preisentwicklung bei Energie wie Gas und Strom, die innerhalb des Produktionsprozesses benötigt, aber auch von den privaten Haushalten nachgefragt werden.
So nehmen die Ausgaben weiter zu, wenn nicht der Verbrauch eingeschränkt werden kann. Mit dem vorhandenen - nominell konstant gebliebenen - Einkommen können weniger Waren, Güter und Dienstleistungen bezahlt werden. Eine Ausnahme bilden derzeit die Energieerzeuger. Das Geld hat insgesamt weniger Kaufkraft, es ist entwertet worden.
Auf der Einnahmenseite tut sich noch wenig: Bei den Spareinlagen sind die Zinssätze weitgehend konstant geblieben. Sparprodukte müssen erst wieder entdeckt und beworben werden. Denn Sparerinnen und Sparer sollten bevorzugt Kapitalmarktprodukte erwerben - zum Beispiel Anteile an Aktieninvestmentfonds oder direkt Aktien. Viele Aktien ermöglichen aufgrund hoher und im Rückblick durchaus stabiler Dividenden attraktive Renditen. Hinzugekommen sind inzwischen wieder steigende Aktienkurse, die anzeigen, dass sich die Unternehmen von den externen Einwirkungen durch die Corona-Pandemie und den Ausbruch des russischen Ukraine-Krieges und die damit verbundenen Sanktionen langsam erholen.
Dies lässt zuversichtlich sein, dass auch die Löhne und Gehälter angehoben werden könnten. Die Diskussion um die Erhöhung der Pensionen zeigt an, dass Handlungsbedarf gerade auch bei den Älteren besteht; doch hier gilt es zu differenzieren, wie Peter Rosner, Professor am Institut für Volkswirtschaftslehre der Universität Wien, in seinem Gastkommentar vom 18. August in der "Wiener Zeitung" aufzeigte.
Geht die Teuerung - angefangen auf der Angebotsseite - weiter, dann wird in diesem Falle eine Preis-Lohn-Preis-Spirale in Gang gesetzt. Diesmal sind es nicht die hohen Lohnforderungen, die zu höheren Preisen führen, sondern höhere Preise sollen durch Lohn- und Gehaltserhöhungen kompensiert werden. Sie setzen aber dann die Erhöhungen der Preise für Waren, Güter und Dienstleistungen fort.
Nicht von ungefähr verfügen viele Volkswirtinnen und Volkswirte über eine gründliche mathematische Ausstattung. Jetzt sind Rechenkunst und Maßhalten gefragt, damit wir nicht in eine Hyperinflation geraten. Der einfachste Ausweg wäre natürlich, dass die Überzeugungskraft der Weltgemeinschaft, personifiziert durch den UNO-Generalsekretär, im Dialog mit den Konfliktparteien Russland und Ukraine die militärischen und alle weiteren Waffen der Kriegsführung schweigen lässt.