Zum Hauptinhalt springen

Die Pressestimme Kennedys

Von Rainer Mayerhofer

Politik

Pierre Salinger, von 1960 bis 1964 unter den Präsidenten John F. Kennedy und Lyndon B. Johnson Pressesprecher des Weißen Hauses, ist am Samstag in Frankreich nach einem Herzinfarkt im Alter von 79 Jahren gestorben.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 20 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Der am 14. Juni 1925 in San Francisco als Sohn einer französischen Mutter und eines amerikanischen Vaters geborene Salinger hatte die USA vor vier Jahren nach dem Wahlsieg von George W. Bush verlassen und seinen Wohnsitz in Frankreich aufgeschlagen.

Salinger, der als Kind als Klaviervirtuose galt, begann seine journalistische Karriere 1942 beim "San Francisco Cronicle", war während des Zweiten Weltkrieges im Pazifik in der U-Boot-Abwehr eingesetzt und setzte nach dem Krieg und einem Geschichtsstudium seine journalistische Karriere fort, bevor er Mitte der Fünfzigerjahre für Robert Kennedy in einem Senatskomitee gegen das organisierte Verbrechen arbeitete. 1959 wechselte er in die Wahlkampfmannschaft des demokratischen Präsidentschaftskandidaten John F. Kennedy, der ihn nach seinem Sieg zum Pressesprecher des Weißen Hauses machte. Nach der Ermordung Kennedys war Salinger bis März 1964 auch Pressesprecher bei Präsident Lyndon B. Johnson. Diesen Job gab er auf, als er sich um einen Senatssitz in Kalifornien bewarb. Er war nach dem Tod des kalifornischen Senators im August 1964 vom kalifornischen Gouverneur in den Senat entsandt worden, verlor aber die anschließende Wahl gegen seinen republikanischen Rivalen. Nach mehreren Spitzenjobs in der Wirtschaft war er 1968 und 1972 in den Wahlkampfteams für Robert Kennedy und George McGovern tätig.

1973 bis 1978 wurde er Mitherausgeber des französischen Magazins "L'Express", berichtete bereits 1976 von den Olympischen Winterspielen in Innsbruck für die Fernsehgesellschaft ABC, deren ständiger Korrespondent und Pariser Büroleiter er 1978, bzw. 1979 wurde. Er berichtete über die US-Geiseln in der Teheraner Botschaft und deckte den Iran-Contra-Skandal auf. Seine Behauptungen, die Flugzeugabstürze über Lockerbie im Jahre 1988 und der Absturz einer TWA-Maschine im Jahr 1996 über Long Island seien auf fehlgeschlagene Operationen der US-Drogenbekämpfung, bzw. eine fehlgeleitete Rakete des US-Militärs zurückzuführen, kratzten an seinem Image als Kenner der Geheimdienste. 1993 zog sich Salinger, der mehrere Bücher über seine Jahre im Weißen Haus geschrieben hat, ins Privatleben zurück, war aber immer wieder gern gesehener Vortragender in aller Welt.

Mit seiner vierten Ehefrau Nicole lebte der passionierte Zigarrenraucher und Bonvivant die letzten vier Jahre in Le Thor in der Provence.