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Die neue Palästinenserführung um PLO-Chef Mahmud Abbas bemüht sich weiterhin, den radikalen Organisationen Hamas und Islami Jihad eine interne Zusage zur Beendigung von Anschlägen auf Israel abzuringen. Solange die israelische Regierung jedoch nicht bereit ist, ihre Militäraktionen in den besetzten Gebieten einzustellen, lehnen sie das Ansinnen ab.
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Und Israel ist offenbar nicht bereit. So schossen Soldaten im Gazastreifen auf Ghanem el Hashash, ein ranghohes Mitglied des militärischen Flügels der Hamas, als dieser gerade die Moschee in Rafah verließ. Der 46-Jährige wurde an Kopf und Brust schwer verletzt. Der einflussreiche palästinensische Ex-Sicherheitschef für den Gazastreifen, Mohammad Dahlan, zeigte sich gestern dennoch zuversichtlich, dass ein solches Abkommen "in Kürze erreicht wird". Dieses ist Grundvoraussetzung für die Abhaltung der Wahlen am 9. Jänner, bei denen ein Nachfolger für den verstorbenen Palästinenserpräsidenten Yasser Arafat bestimmt werden soll.
Sharon bekräftigte vor Mitgliedern seiner Likud-Partei indes seine Bereitschaft zu Gesprächen mit einer neu gewählten "gemäßigten" Palästinenserführung - vor allem um mit ihr den für Herbst 2005 geplanten Abzug aus dem Gazastreifen zu koordinieren, den Israel bisher unilateral vollziehen wollte.
Zugleich stellt er jedoch immer neue Bedingungen auf. So fordert er neben einem "unverzüglichen Stopp der Hass-Propaganda" gegen Israel auch eine Erneuerung der palästinensischen Lehrbücher - deren Aufstachelung zum Hass für Israel "gefährlicher als palästinensische Waffen" sei. Die Palästinenser wiesen die Forderungen gestern zurück. Sie verlangen eine Wiederaufnahme von Friedensgesprächen ohne Vorbedingungen. "Die Israelis sollten damit aufhören, Bedingungen zu stellen und dafür ihre eigene Volksverhetzung beenden", meinte Kabinettsminister Saeb Erekat.
Die bisherige Hauptforderung, die Auflösung und Entwaffnung der radikalen Palästinensergruppen, will Sharon nach israelischen Medienberichten zunächst zurückstellen, wenn auch keineswegs aufgeben. Sharon sprach erstmals von einem "komplexen und langwierigen Prozess". Ein Beharren auf ein gewaltsames Vorgehen der Palästinenserregierung gegen die Gruppen, wie Israel unter Arafat gefordert hatte, stößt wegen des drohenden palästinensischen Bürgerkriegs auch international auf massive Skepsis.
Israel untersucht indes Vorfälle, wonach mehrere israelische Soldaten palästinensische Leichen geschändet und Militärpolizisten für Fotos mit toten Palästinensern posiert haben sollen. Dies berichtete der Rundfunk.