Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 18 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien. Die dänische Studie für die EU-Kommission, die Österreich den Umstieg auf gesamtschulartige Modelle nahelegt, will sich Bildungsministerin Elisabeth Gehrer, die am Dienstag eine Pressekonferenz gab, "leidenschaftslos" anschauen, eine Reform der Schulorganisation sei vorerst nicht denkbar. Mit Kommissionspräsident José Manuel Barroso, der Österreich zum Interesse so vieler ausländischer Studierender gratuliert hatte, habe sie Missverständnisse geklärt. Sie sei stolz darauf, dass Österreich mit 18,7 Prozent Ausländeranteil an den Unis an der Europa-Spitze liege, das dürfe aber nicht zu Lasten der nötigen Studienplätze für Österreicher gehen.
"Safeguard-Klausel" für Mediziner im Gespräch
Laut "Kurier" will die Expertengruppe, die an einer EU-konformen Neuregelung des Uni-Zugangs in Österreich arbeitet, für bestimmte Studien wie Medizin, wo die Zahlen der deutschen Studierenden eine eindeutige Sprache sprechen, die "Safeguard-Klausel" der EU heranziehen. Diese Klausel soll in speziellen Bereichen eine Überlastung des Arbeitsmarktes durch Ausländer verhindern.
Fortschritte beim Lebenslangen Lernen (LLL), vor allem bei den europäischen Mobilitätsprogrammen (siehe Kasten) und beim Arbeitsprogramm Bildung und Ausbildung 2010, sowie das 7. EU-Forschungs-Rahmenprogramm nannte Gehrer in ihrer Pressekonferenz als Schwerpunkte der Bildungs- und Forschungspolitik während der heimischen EU-Präsidentschaft.
Vorrangige Ziele der EU-Politik seien, so Gehrer, Wachstum und Beschäftigung. Dazu sollten die Bildungseinrichtungen beitragen. "Unser Motto: Die Qualität ist das Ziel", verkündete Gehrer und betonte, es gehe um bestmögliche Qualität für alle, nicht nur um die Ausbildung von Eliten.
Gehrer betonte, Österreich sei bei den EU-Programmen im Rahmen des LLL Nettoempfänger. Von 2000 bis 2006 würden dafür rund vier Milliarden Euro ausgegeben, davon bezahle Österreich 2,2 Prozent, hole aber 3,7 Prozent wieder zurück. Seit 1995 nahmen 75.000 Österreicher an solchen Programmen teil. Gehrer lieferte zum Programm "Leonardo da Vinci" das Beispiel "Vom Tischler zum Innenarchitekten": Ein Tischlerlehrling aus dem Burgenland bildete sich in Spanien und Schweden weiter, wird im Juni maturieren und hat bereits den Auftrag, den neuen Gerichtssaal in Sarajewo mit Möbeln auszustatten.
Zum in Kürze fälligen Zwischenbericht für das EU-Arbeitsprogramm Bildung und Ausbildung 2010 stellte Gehrer fest, dass Österreich bereits zwei der festgelegten fünf "Benchmarks" erreicht habe. Dabei wird als EU-Schnitt für das Jahr 2010 angestrebt:
Höchstens 10 Prozent Schulabbrecher (Personen, die nur die Schulpflicht absolviert haben) - Österreich hält bei 8,7 Prozent.
Mindestens 85 Prozent mit Abschluss der Sekundarstufe II - Österreich hat 86,3 Prozent erreicht.
2010 um 15 Prozent mehr Hochschulabsolventen in Mathematik, Naturwissenschaften und Technik als 2000 - Österreich hält bei 10,7 Prozent.
Senkung des Anteils der 15-Jährigen mit Leseschwächen um mindestens 20 Prozent.
Mindestens 12,5 Prozent der Berufstätigen sollen sich am LLL beteiligen - in Österreich waren es 12,0 Prozent im Jahr 2004.
Was den "Europäischen Qualifikationsrahmen" anlangt, strebt Österreich EU-weit eine Vergleichbarkeit der Bildungsabschlüsse sowie die Anerkennung der österreichischen Berufsreifeprüfung und die Anrechnung von Abschlüssen an berufsbildenden höheren Schulen für einschlägige Studien an.
Beim LLL soll auf acht Schlüsselkompetenzen besonderer Wert gelegt werden. Ein besonderes Ziel ist die Förderung von Mehrsprachigkeit. Die noch nicht der EU angehörenden Westbalkanstaaten sollen in die Mobilitätsprogramme eingebunden werden.
Forschungsgelder fließen zurück
Bis Ende Mai oder Juni 2006 soll die erste Lesung des 7. EU-Forschungs-Rahmenprogramms abgeschlossen sein. Dieses Programm besteht aus vier Säulen:
Kooperation - sie umfasst transnationale Forschungsprojekte in neun Themenfeldern.
Ideen - erstmals soll auch die Grundlagenforschung gezielt gefördert werden.
Menschen - dabei geht es um die Ausbildung und Mobilität der Forscher
Kapazitäten - das betrifft Forschungsinfrastrukturen und die Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU).
Die Mittel für das 7. Rahmenprogramm sollen 2013 um 75 Prozent höher sein als 2006. Die Quote für Forschung und Entwicklung, jetzt im EU-Schnitt 1,9 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (in Österreich 2,35 Prozent), soll auf drei Prozent erhöht werden. Laut Gehrer hat Österreich vom 6. Rahmenprogramm profitiert, die Rückflussquote betrage 112 Prozent.
Eine erste bildungsbezogene Großveranstaltung im Rahmen der EU-Präsidentschaft findet vom 13. bis 15. Jänner in Linz statt. "eTwinning" heißt das erfolgreiche eLearning-Programm, das Schüler aller Altersgruppen europaweit in Schulpartnerschaften und selbst gewäh
ProgrammeErasmus ist das Mobilitätsprogramm für europäische Studierende. Aus Österreich haben daran insgesamt schon 40.000 Personen (2005 waren es 4195) teilgenommen.
Comenius umfasst grenzüberschreitende Schulprojekte
Grundtvig konzentriert sich auf die Erwachsenenbildung.
Leonardo da Vinci verhilft Lehrlingen zur Berufsbildung im Ausland.
Erasmus Mundus ermöglicht Studierenden aus Drittstaaten die Weiterbildung in der EU.