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Wissenschaftsminister zeigt sich "negativ überrascht". | "Sehr einseitige Auswahl" an Medizin-Uni Wien. | Wien. Das Wissenschaftsministerium erhöht den Druck auf die Universitäten. Grund dafür: Die bisher von den einzelnen Uni-Senaten nominierten Universitätsräte - die immerhin das oberste Kontrollgremium der jeweiligen Uni bilden - entsprechen zu einem beträchtlichen Teil nicht den Vorstellungen von Minister Johannes Hahn (ÖVP). Dieser denkt nun sogar über eine Gesetzesänderung nach.
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Im Vergleich mit der ersten Universitätsratsperiode sei - so Hahn-Sprecher Harald Sidak - die "Qualität der Nominierungen diesmal bescheiden". Da noch nicht alle Unis ihre Vorschläge bekannt gegeben hätten, sei der "Meinungsbildungsprozess" im Wissenschaftsministerium nicht endgültig abgeschlossen. Eine "negative Entwicklung" ortet Sidak aber allemal. Konsequenzen will er nicht auszuschließen.
Chance für mehr Profil
Das Universitätsgesetz 2002 sieht vor, dass Unis von drei Gremien - Rektorat, Senat und Universitätsrat - geleitet werden. Letzterer hat wesentliche Planungs- und Steuerungsfunktionen und übernimmt Aufsichts-Agenden, die vorher beim Ministerium angesiedelt waren (siehe Kasten). Der Universitätsrat umfasst - je nach Uni - fünf, sieben oder neun Mitglieder, die großteils paritätisch von Uni-Senat und Wissenschaftsministerium nominiert werden. Einen verbleibenden letzten Uni-Rat bestellen die bereits gewählten. 2003 wurden zum ersten Mal Universitätsräte gekürt. Eine Amtsperiode dauert fünf Jahre.
Einige der heimischen Unis wollen auch diesmal die Chance nutzen, sich mittels ihrer Universitätsräte zu profilieren: So werden in Zukunft unter anderem der Schweizer Physik-Nobelpreisträger Johannes Bednorz und der Präsident des Verfassungsgerichtshofs Karl Korinek die Geschicke der Uni Salzburg mitbestimmen. In Graz hat der Universitätssenat neben der renommierten Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb und dem Volkswirt Gunther Tichy auch den Vorstandschef der Grazer Wechselseitigen Versicherung, Othmar Ederer, in das Aufsichtsgremium gewählt.
Kunst-Unis am Pranger
Im Gegensatz dazu gibt es allerdings einige Fälle, die beim Wissenschaftsminister zu einer "größeren Irritation" geführt haben. Als Negativbeispiele nennt Sidak einige Kunst-Universitäten. Dort habe man Frauenquoten ignoriert, ohne auf die Qualität der männlichen Kandidaten zu achten.
Besonders sauer dürfte Hahn jedoch die Entscheidung des Senats der Medizinischen Universität Wien (MUW) aufstoßen: Diese hat zum einen den Investmentbanker Johannes Strohmayer wiedergewählt und zum anderen Ex-News-Geschäftsführer Rudolf Klausnitzer neu in den Universitätsrat berufen. Die bei Hahn hochangesehene bisherige Unirats-Chefin - die Rechtsanwältin Theresa Jordis - wurde nicht mehr gewählt. Man habe "honorige Experten" durch Leute ersetzt, die kein Naheverhältnis zur Universität oder zum Fach hätten, meint Sidak. Grundsätzlich sei die autonome Entscheidung einer Universität zu akzeptieren. Hier wäre die Auswahl aber "sehr einseitig" erfolgt. Eine gewisse Unabhängigkeit einzelner Kandidaten sei nicht immer gegeben. Strohmayers Firma Euro Capital Partners scheint als Partner eines Unternehmens führender MUW-Professoren auf - eine Konstruktion, die an der Universität in der Vergangenheit für Kritik gesorgt hat.
"Einzelinteressen"
MUW-Senatsvorsitzender Arnold Pollak hat gegenüber dem "Standard" Gerüchte dementiert, Jordis Abwahl sei ein abgekartetes Spiel gewesen. Sie habe gegen Klausnitzer in einer "demokratischen, geheimen und knappen Wahl" verloren. Jordis selbst wird in dem Artikel folgendermaßen zitiert: "Es tut mir außerordentlich leid, dass an der Meduni-Wien nicht das Gebot der Sachlichkeit und Professionalität im Vordergrund steht, sondern nach Einzelinteressen agiert wird."