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Die Queen bleibt Queen

Von Alexander U. Mathé

Analysen

Unnötige Spekulationen um Nachfolge. | Charles darf nur entlasten. | Jeder runde Geburtstag der Queen musste in den letzten Jahren zumindest eines mit sich bringen: Spekulationen über ihr Abdanken. So kam denn auch zu ihrem 80. Geburtstag am heutigen Freitag zum wiederholten Mal die Erklärung aus dem Buckingham-Palast, Elizabeth II. "wird weitermachen wie immer".


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Kernstück der Spekulationen ist nicht etwa Unzufriedenheit mit der Queen oder ihrer Arbeit, sondern vielmehr der Blick auf ihre Nachfolge und die Zukunft der britischen Monarchie. Die ist nämlich bereits minutiös geregelt und heißt Prinz Charles. Während Elizabeth II. weiter herrscht nimmt der Thronfolger ihr immer mehr anstrengende Pflichten ab. Seine Reisen in die USA, nach Ägypten und Indien waren bereits der Anfang einer sanften Amtseinführung.

Die Regelung würde nicht weiter Fragen aufwerfen, wäre Prinz Charles nicht ausgesprochen unpopulär - von seiner Frau Camilla ganz zu schweigen. Nur vier Prozent der Briten mögen Prinz Charles von allen Royals am liebsten, für Camilla kann sich gar nur ein Prozent erwärmen.

Böse Zungen im Land wünschen sich, dass Charles ob seines grünen Daumens eher Gärtner denn König werden solle. Viele hoffen auf seinen Sohn William, der mit seiner ansehnlichen Lebensgefährtin Kate Middleton ein Traumpaar bildet. So wie einst Williams Mutter hat auch Kate bereits ihre royale Ausbildung begonnen.

Szepter, Charme und Krone allein machen allerdings noch kein Staatsoberhaupt - zumal das britische. Daher stellt sich die Frage, ob der 23-jährige William politisch nicht noch viel zu grün hinter den Ohren ist.

Dabei geht es nicht um Großbritannien allein. Der Monarch ist zugleich das Oberhaupt des Commonwealths, des Bundes ehemaliger britischer Kolonien. In diesen 53 Ländern wird Elizabeth II. derzeit mit Jubel empfangen. Diese Zustimmung muss ihr Nachfolger auch politisch aufrecht erhalten, schließlich halten sich aller Euphorie zum Trotz Debatten um die Abschaffung der Monarchie wie etwa in Australien.

Letztlich ist der Wunsch, William zum König zu krönen, aber verständlich. Das Image der Royals hat in den letzten 15 Jahren tiefe Kratzer abbekommen: durch diverse Ehe-Affären, über die Medien ausgetragene Streitigkeiten sowie unzählige Skandale.

Die Mehrheit der Briten befürwortet zwar die Monarchie als Staatsform, wünscht sich aber einen Neubeginn abseits der Skandale. Und der einzige Kandidat, der mit einer weißen Weste auftreten kann, ist derzeit Prinz Willam.

Dessen unbeschadet ist Prinz Charles Weg zum König bereits vorgezeichnet. Mit seiner sanften Amtseinführung hat sich der Thronfolger bereits abgefunden. Und allzu groß dürfte seine Hoffnung, rasch König zu werden, ohnehin nicht sein, wenn seine Mutter zu ihrem Krönungseid steht: "Mein ganzes Leben, sei es nun kurz oder lang, will ich ihnen dienen".