Zum Hauptinhalt springen

Die Quelle ist versiegt

Von WZ Online

Wirtschaft

Die österreichische Tochter des deutschen Versandhändlers Quelle muss Konkurs anmelden. Die Suche nach Investoren ist gescheitert.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Der deutsche Mutterkonzern Quelle befindet sich bereits in der Insolvenz. "Im Wissen darum, dass eine Insolvenz der Quelle Österreich nicht hausgemacht ist, müssen wir erkennen, dass der eigenständige Erfolgsweg in Österreich zu Ende geht. Parallel dazu werden aber inzwischen bereits Pläne über die Zeit nach der Insolvenz bewertet und Szenarien vorbereitet", erklärte Vorstandschef Wolfgang Binder.

Wann genau der Konkursantrag kommt, ist unklar. Da die Vorbereitungen dafür noch etwas Zeit in Anspruch nehmen, wird der Antrag nicht wie erwartet am Donnerstag eingebracht: "Es kann Freitag oder auch Anfang nächster Woche werden", sagte Otto Zotter vom Kreditschutzverband von 1870 (KSV) in Linz zur APA. Die Verfahrenseröffnung werde daher voraussichtlich "erst kommende Woche erfolgen".

In der Quelle Zentrale in Linz werde eine weitere Betriebsversammlung stattfinden, kündigte Betriebsratschef Felix Hinterwirth an. Wann genau diese sein wird, ist noch nicht fix. Als "nicht lustig" bezeichnete Hinterwirth die Stimmung unter den rund 1.100 Mitarbeitern. "Wir schauen aber, dass wir das gut über die Bühne bringen", so der Betriebsratschef. Beim Arbeitsmarktservice (AMS) sei bisher noch kein Mitarbeiter angemeldet worden. Dies sei Sache des Masseverwalters, so Hinterwirth.

Betroffen vom Konkurs sind rund 2.000 Einkommensbezieher im Raum Linz. Neben den rund 1.100 Beschäftigten trifft die Insolvenz rund 900 weitere Menschen. Dazu zählen rund 400 Quelle-Pensionisten und etwa 175 Quelle-Shop-Betreiber mit Angestellten.

Nach der Eröffnung des Konkurses werde "zur Schadensminimierung ein Fortbetrieb angestrebt", insbesondere um vom angelaufenen Weihnachtsgeschäft zu profitieren, sagte Zotter. Gleichzeitig werde die Suche nach Interessenten weiter gehen. Die Chancen, dabei erfolgreich zu sein, seien mit Konkurs "wieder größer als in den Wochen davor". Wird allerdings kein Investor gefunden beziehungsweise bleiben die Verhandlungen ergebnislos, wird Quelle Österreich liquidiert. Bei einem Unternehmen dieser Größe kann dies an die fünf Jahre dauern, so Zotter.

Der KSV in Linz schätzt die Passiva auf rund 100 Mio. Euro. Die Pleite von Quelle Österreich ist somit die größte Handelspleite in Oberösterreich und bundesweit die drittgrößte nach Konsum und Libro.

Das AMS hat sich auf den Konkurs bereits vorbereitet: Direkt in der Zentrale in Linz wird eine Beratungsstelle eingerichtet, weiters wurde eine Insolvenzstiftung ins Leben gerufen. Nach Beendigung der Dienstverhältnisse können die Mitarbeiter sofort in die Stiftung eintreten. Sie erhalten umfassende Betreuung und haben die Möglichkeit, eine bis zu vier Jahre dauernde Ausbildung zu absolvieren. (APA)