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Die Ratings, die wir riefen - und rufen

Von Stefan Melichar

Wirtschaft

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Klagen (vor Gericht) statt klagen (im Sinne von jammern): So will man die Ratingagenturen in den Griff bekommen. Laut Wettbewerbsrecht sei es unlauter, unbestellt Leistungen zu erbringen, meint Anwalt Meinhard Novak im "Format". Unbeauftragte Bonitätsbewertungen könne man hier dazuzählen. Während SPÖ-Bundesgeschäftsführer Günther Kräuter auf eine gemeinsame europäische Klage hofft, sollte man jedoch hinterfragen, ob die Ratingagenturen tatsächlich nur ungebetene Gäste sind: Bis hinauf zur Europäischen Zentralbank richten sich Finanzinstitute nach den Noten der großen drei Agenturen - und zwar, weil es ihnen Gesetzgeber, Aufsichtsbehörden und diverse Richtlinien vorschreiben. Die Politik hat Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch rechtlich legitimiert. Nun wird sie die Geister, die sie rief, nicht mehr los.

Dabei sind Ratingagenturen manchmal auch heute noch gern gesehen: Die Österreichische Bundesfinanzierungsagentur hat sich unlängst entschieden, weiterhin zwei der drei großen Agenturen mit der Bonitätsbewertung Österreichs zu beauftragen. Klar: Österreich hält die Bestnote AAA und möchte als kleines Land auf dem Markt sichtbar bleiben. Nun stellt sich die Frage, ob man gleichzeitig erwünschte Ratings bezahlen und unerwünschte verbieten kann.