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Die "Räuber" von der Autobahn

Von Christoph Rella

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Der Name sagt eigentlich schon alles. "Räuber", nichts anderes bedeutet die Bezeichnung von Kroatiens ältestem Fußballklub Hajduk Split. Dem Namen alle Ehre macht aber vor allen die Torcida, Hajduks berüchtigter Fanklub. Die Liste der Übeltaten ist lang und üppig und reicht von gewalttätigen Übergriffen über nationalistische Töne bis hin zu Anstreifungen an Homophobie und Rechtsextremismus. T-Shirts mit dem als Reminiszenz an die Hitlerjugend gedachten Aufdruck "Hajduk jugend" gehören dort ebenso zum guten Ton wie das Verbrennen von Fahnen oder die Anwendung psychologischer Kriegsführung wie etwa die Ausübung von Druck gegen unliebsame Funktionäre oder die nächtliche Belagerung von Gasthotels gegnerischer Teams.

Ein Hooligan-Klub wie jeder andere, wie man nun einwenden möchte, ist die Torcida beileibe nicht. Zumindest nicht nach dem, was sich die "Räuber" kürzlich geleistet haben. Anstatt ihre Probleme mit dem kroatischen Fußballverband, dem sie Mobbing und Korruption vorwerfen, auf dem friedlichen Verhandlungs- oder Klageweg zu lösen, haben Fans vor zwei Tagen auf einer Autobahnraststätte zwischen Zagreb und Split eine Delegation des Verbands mit Teamchef Niko Kovač tätlich angegriffen und sogar ein Fahrzeug beschädigt. Und das am helllichten Tag.

Man muss über keinen sonderlich scharfen Verstand verfügen, um zu begreifen, dass hier eindeutig eine rote Linie übertreten wurde. Wo kämen wir denn hin, wenn beispielsweise in Österreich Rapid-Ultras anfangen würden, entlang der A1 Marcel Koller und seinem Team aufzulauern, weil ihnen die Politik von ÖFB-Boss Leo Windtner nicht passt? Mit Sport hat das nichts mehr zu tun. Den Kroaten sei geraten, sich rasch etwas einfallen zu lassen.